Montepulciano aus Mittelitalien

Die Karriere des Montepulciano begann ganz unten im Supermarktregal. Heute gilt er als die Rebe mit dem vielleicht besten Preis-Genuss-Verhältnis – dank Winzern, die unbeirrt an seine Fähigkeiten geglaubt haben.

Der Montepulciano ist eine große Ausnahme. Umgekehrt, na klar, umgekehrt kennt man das zuhauf: Weine, deren schale Mittelmäßigkeit teuer bezahlt werden muss mit dem Verweis auf die einstige Größe und die Unkosten für die luxuriöse Villa. Aber dass sich eine Rebe hocharbeitet, stets mehr leistet als sie dafür verlangt und dazu noch die ganze Herzlichkeit der sanften mittelitalienischen Hügellandschaft verschenkt – das hat es noch nicht gegeben.

Die eigentliche Heimat der Rebe sind die Abruzzen – jene mittelitalienische Region, die mit dem Gran Sasso nicht nur eines der unbekanntesten Hochgebirge Europa besitzt, sondern auch über einen Schatz exzellenter Weinberge verfügt. Hier haben sich vor allem die genossenschaftlichen Betriebe dafür stark gemacht, den Montepulciano der Anonymität zu entreißen. Allen voran die Cantina des Weinortes Tollo, die von der WEINWELT zur "besten Genossenschaft Italiens" gekürt wurde, weil sie in Perfektion demonstriert, welche Genusshöhen die Rebe bereits bei den Alltagsweinen zu erklimmen vermag.

Gotthard Scholz

(WEIN NEWS Oktober 2013)