Die große Liebe vom Rosmarinhügel

Weingut Serre Romani

Wer bei Perpignan nach Westen fährt, kann im alten Katharerland richtig Sonne tanken – und bei Serre Romani ausgezeichnete Weine finden.

Das Wasser ist knapp im Herzen des Vallée de l’Agly, dessen namensgebendes Flüsschen im Sommer schon mal austrocknet. Den grünen Garrigue-Pflanzen macht das alles nichts aus – sie erfüllen die Region mit ihrem Kräuterduft. In der Nähe des Örtchens Maury unweit der imposanten Burgruine Quéribus haben Cylia und Laurent Pratx im Jahr 2008 das Weingut "Serre Romani" gegründet, um auf sechs Hektar richtig guten Wein zu machen. Der Name bedeutet im lokalen Sprachgebrauch "Rosmarinhügel".

Es war Liebe auf den ersten Blick. Das trifft sowohl auf die persönliche Geschichte von Cylia und Laurent zu, als auch auf die Rebsorte, die sie dort hauptsächlich vorfanden: Grenache. Da gerät der Winzer richtig ins Schwärmen: "Sie repräsentiert die Kraft und die Intensität des Südens, ist dennoch kultiviert, fruchtig und elegant." Und vor allem ist sie wie geschaffen für die schwarzen, von Schiefer durchzogenen Böden, deren Bearbeitung vor allem im knallheißen Sommer eine harte Prüfung darstellt. Und auf den zweiten Blick lernten sie auch die weitaus unbekanntere Rebsorte Carignan schätzen und lieben.

Die Neu-Winzer hatten intensiven Kontakt mit den alteingesessenen Kollegen und profitierten davon, dass bei vielen Betrieben ein Generationswechsel anstand. Dieser ermöglichte es bei den in Rente gehenden Weinbauern die allerbesten Parzellen mit den wertvollsten und ältesten Reben vergleichsweise günstig zu erwerben oder zu pachten. An den knorzigen Stämmen hängen nur 5 oder 6 Trauben, aber die haben es in sich. Zitieren wir noch einmal Firmenchef Gerd Rindchen, der sich nach seiner ersten Begegnung mit den Weinen von Serre Romani so äußerte: "Als ich zum ersten Mal völlig unvorbereitet, was mich hier erwarten würde, die Gewächse von Serre Romani probierte, machte sich, ja, so etwas wie Ehrfurcht im Probenraum breit. Nicht die oft in südlichen Weinen zu findende Opulenz war es, die mich hier faszinierte – sondern eine noble, kühle Stilistik, eine innere, steinige, vibrierende Spannung, die diese Gewächse aus dem Norden des Roussillon zu etwas ganz Besonderem macht."

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS April 2016)