
Zwischenruf von der Rentnerbank
Bodegas Francisco Casas
In Toro wächst eine der ältesten Spielarten des Tempranillos. Ein Insider packt aus.
Eigentlich passiert jetzt nicht so viel auf der Hochebene von Toro. Gut, mal ist es noch heißer. Mal noch windiger. Mal sehr trocken. Aber sonst? Außer vor Jahren das eine Mal, diese Sache mit den Wissenschaftlern. Die fanden heraus, dass sich hinter der guten, alten Rebsorte Tinta de Toro eigentlich Tempranillo verbirgt. Das hättest Du mal sehen sollen. Da war richtig was los. Das war so, wie wenn du denkst, du hast einen Haufen Kupfermünzen geerbt – und dann sind die aus Gold.
Bis dahin hatte man den Wein bei uns in große Garafones aus Glas gefüllt, halb im Boden versenkt und von der Sonne so auf 18, 20% Alkohol eindicken lassen. Aber jetzt kamen die von überall her und waren alle verrückt nach den Weinbergen, wegen dem uralten, ganz besonderen Tempranillo Klon, wie die das nannten. Wenn das mal nicht selber Klone waren! Nur die Casas, die haben das richtig gemacht mit ihrem Camparrón. Die haben da nicht rumspekuliert, sondern das selbst in die Hand genommen. Naja, Geld hatten die ja und alte Weinberge auch. Nicht so wie die, die später dazu kamen: Erst alles neu anlegen und dann auf Tradition machen!
Also die Casas haben eine richtige Bodega da hingestellt, mit Stahltanks und Barriquekeller und haste nicht gesehen. Sogar ein Kellermeister wurde eingestellt, ein studierter. Als es den ersten Camparrón zu trinken gab – das waren Welten zu den alten Tinta de Toro Weinen.
Nun gut, ist jetzt zugegeben auch nicht so schwierig. Aber selbst im Vergleich mit anderen Roten, sagen wir aus der Ribera del Duero oder der Rioja schmeckst Du die Toro Weine, also die Camparróns, raus: Würziger, kraftvoller, länger anhaltend. Und das liegt jetzt nicht an den Holzfässern, sondern an den Reben. Die sind so alt, die tragen kaum noch was – aber das Bisschen ist unglaublich intensiv. Haben eine Menge gesehen, die Reben. Mal war es noch heißer. Mal noch windiger. Mal sehr trocken.
Don Gottardo y Scolzo
(WEIN NEWS November 2017)