
Herkunft unbekannt
Weingut Hilz, Weingut Gabel und Domaines Vinsmoselle
Alles an ihr ist hell und strahlend – nur die Vergangenheit liegt im Dunkeln: die Rebsorte Auxerrois.
So viel Charme, so viel Schmelz, so viel milde Freundlichkeit – kein Zweifel, diese Rebe muss aus dem Burgund stammen, hat dort vielleicht als Kind mit ihrer Cousine Chardonnay gespielt. Mit dieser wasserdichten Legende eroberte die Auxerrois die Herzen vieler Winzer in der Pfalz – und in der Folge die Gaumen derer Kunden. Doch dann der Schock. In der Grafschaft Auxerre bei Chablis ist eine Rebsorte gleichen Namens unbekannt. Erst nach aufwendiger Recherche kam man der Betrügerin auf die Spur: Ja, ihr Vater ist ein burgundischer Adeliger aus dem Hause Pinot. Doch die Mutter ist eine Bürgerliche namens Heunisch – und die Auxerrois das Ergebnis einer spontanen Liaison, die irgendwann weit oben im Norden an der französischen oder luxemburgischen Mosel stattgefunden hat. Und wie reagieren die Winzer? Verbannen die so arg getäuschten die Auxerrois aus dem Weinberg? Keineswegs. Es scheint, als wäre ihre Liebe noch heftiger entbrannt. Drei Beispiele:
Klaus Hilz, Weingut Hilz in Dirmstein:
"Ich mochte schon immer dieses Launische an ihr. Echt französisch eben. Keine Saison verläuft wie die andere, immer überrascht einen die Auxerrois mit neuen Aromen. Das ist aufregend – und das wünsche ich mir von einer Top-Rebe. Zugegeben, im Weinberg zeigt sie sich zuweilen etwas kapriziös. Doch was sie am Ende abliefert, ist immer erste Sahne: stoffig, füllig, wunderbar mild. Das hat einfach Charme ohne Ende."
Oliver Gabel, Weingut Gabel in Herxheim:
"Die Auxerrois ist bei uns schon so lange heimisch – für mich ist sie eine waschechte Pfälzer Rarität. Und wo einer ursprünglich herkommt, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Entscheidend sind Teamfähigkeit und Leistung. Beides stimmt. Die Auxerrois bringt Druck, tolle Birnenaromen und Schmelz mit. Das macht sie zum idealen Partner des Weißburgunders, der mit ihr seine feine Säure und Mineralität voll ausspielen kann. Zusammen ein unschlagbares Team!"
Bernd Karl, Domaines Vinsmoselle in Stadtbredimus:
"Wir hier an der Mosel kennen die Auxerrois schon von klein auf. Die wollte immer hoch hinaus. Und hat ja auch allen Grund dafür. Gut, dieser Künstlername – geschenkt! Wenn Sie mich fragen: Nirgendwo ist die Auxerrois so gut wie bei uns. Das kühle Klima kommt ihr entgegen, gibt ihr beides: Schmelz und gleichzeitig die Frische. Weiter im Süden gilt sie als üppig. An der Mosel zeigt sie sich unglaublich fruchtig und finessenreich. In unserem "Pinot de Luxembourg" ist sie die Diva – die anderen Sorten bereiten ihr die Bühne."
Gotthard Scholz
(WEIN NEWS November 2015)