
Grauburgunder
Die graurötliche Traube mit dem Schmelz
Fragt man Winzer, Gastronomen und Fachhändler, ist die Antwort eindeutig: Der Grauburgunder ist die zurzeit wohl beliebteste weiße Rebsorte Deutschlands. Ihr Aufstieg in der Publikumsgunst ist ebenso rasant wie das Anwachsen der Rebfläche. Grauburgunder zählt zu den sechs deutschen Edelreben und ist vom VDP, dem maßgeblichen Verband der Spitzenweingüter, für die Erzeugung von Großen Gewächsen zugelassen. All dies ist umso erstaunlicher, als der Graue Burgunder erst vor gut zwanzig Jahren seinen heutigen Namen erhielt.
Schlossmühlenhof
Grauer Burgunder trocken, Morgenrot, Schlossmühlen
2021 Deutschland Rheinhessen Weißwein
Weingut Wernersbach
Grauer Burgunder, Gold Edition, Wernersbach
2021 Deutschland Rheinhessen Weißwein
Die Entdeckung des Herrn Rulands
Im Jahre 1711 entdeckte der Kaufmann Johann Ruland in einem Garten in Speyer eine bis dato unbekannte Rebsorte mit wohlschmeckenden Trauben von grau-rötlicher Farbe. Er witterte die Chance seines Lebens und begann als Züchter die Reben zu vermarkten. Ganz uneitel gab er ihr den Namen Ruländer. Unter diesem Namen ist der Grauburgunder bis heute im deutschen Sortenregister eingetragen. Ruland war historisch gesehen der erste, der den Grauburgunder zu einer urkundlichen Erwähnung brachte und damit kann Deutschland ein gewisses Entdeckerrecht für sich reklamieren.Der Ursprung des Grauburgunders als Pinot im Burgund
Heute ist eindeutig erwiesen: Der Ursprung der Traube liegt als Pinot Gris im Burgund. Dort wurde allerdings schon zu Ruländers Zeiten fast ausschließlich die rote Spielart Pinot Noir – Spätburgunder – kultiviert. Tatsächlich sind alle Pinots, also Grau-, Weiß- und Spätburgunder genetisch identisch. Es ist nichts Ungewöhnliches, das Burgunder-Rebstöcke spontan ihre Farbe wechseln. Grauburgunder ist also keine eigenständige Rebsorte, sondern das grau-rötliche Farbspektrum der Burgunderrebe mit bestimmten geschmacklichen Ausprägungen.Identisch: Grauer Burgunder, Pinot Gris, Pinot Grigio
An den helleren Spielarten des Pinot hatte man im Burgund selbst kein Interesse, denn für Weißwein gab es dort ja die Halbschwester Chardonnay. Also erhob man dort auf Pinot Gris lange kein Copyright – auch nicht als der Grauburgunder im Elsass unter dem Namen „Tokai“ als vorgeblich uralte ungarische Rebsorte Erfolge feierte. In Italien hingegen sah man Vorteile in der edlen französischen Herkunft. Hier heißt der Grauburgunder seit langer Zeit Pinot Grigio.