Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Gut Holz!

Das kleine Eichenfass und die spanische Rebsorte Tempranillo sind das Dreamteam, das Genussgeschichte schreibt.

Wein ist bekanntermaßen ein Kulturgut. Damit haben wir als Weinhändler quasi einen Bildungsauftrag, den wir für Sie mit heißem Herzen und in staatsbürgerlicher Verantwortung wahrnehmen. Beim heutigen Lernstoff sind wir sicher, dass er bildungshungrige Weinfans brennend interessiert: Spanischer . Genauer geht es um die Frage, warum diese roten Gewächse – zumal in der kuschelbedürftigen Herbstzeit – so dermaßen lecker schmecken.

Beginnen wir mit dem . Diese Rebsorte bildet die eine Säule der spanischen Erfolgsgeschichte. Wer als Traube etwas werden will, muss kleinbeerig und dickschalig sein. Denn weil die Geschmacksstoffe eines Rotweins – die Tannine – überwiegend aus der Traubenhaut stammen, ist klein und dick gleichbedeutend mit optimaler Aromenausbeute. Und da liegt die Tempranillo ganz weit vorn.

José Vicente Domeco de Jarauta aus der bringt es so auf den Punkt: "Der Tempranillo ruht einfach in sich selbst. Alles ist in Balance. Da ist Frucht, da sind rote und dunkle Beeren, doch ohne dass man eine einzelne herausgreifen könnte. Dann hat er Kraft, aber eine sehr sanfte Kraft. Und er ist mild, da ist nichts Stechendes. Eine große Rebsorte ohne Ecken und Kanten, aber dennoch mit unergründlicher Tiefe."

Die zweite Säule des spanischen Geschmackswunders ist das Barrique, das kleine 225-Liter-Fass, in dem der Wein reift. In sind diese Fässer aus der amerikanischen Eiche, deren große Blätter im Herbst weithin rot leuchten. Die Betonung auf "amerikanisch" geschieht nicht aus botanischer Spitzfindigkeit. Während der Reife gibt das amerikanische Barrique sehr markante Aromen an den Wein ab, die sich deutlich von denen der europäischen Eiche unterscheiden. Das, was spanischen Rotwein für uns ausmacht, dieser unverwechselbare Mix aus orientalischen Gewürzen, Kakao, Vanille, Karamell und Kokos rührt wesentlich von der amerikanischen Eiche. Hinzu kommt, dass das Barrique den Wein auf angenehme Weise besänftigt und samtig-weich schnurren lässt.

Die Spanier lieben ihr Holz so sehr, dass sie sogar die Qualitätsstufen ihrer Weine auf der Fasslagerung aufgebaut haben. Je länger die Fassreife, desto höher das gesetzliche Ranking von der Crianza über die Reserva zur Gran Reserva. ""Die Traube ist nichts, Reifung ist alles – das hat hier lange das Denken bestimmt", erzählt Emeterio Fernández, Gründer des Weinguts La Legua. "Das Wort Crianza kommt von criar, was aufziehen bedeutet, aber auch erziehen. Heute haben wir gelernt: Wo keine Substanz ist, kann man auch nichts erziehen." Leider sind die Supermärkte voll mit Reservas und Gran Reservas, hinter denen sich nicht mehr verbirgt als ein dünner Landwein, der über Jahre in alten, ausgelaugten Fässern vor sich hin oxidierte. Dagegen legen Spitzenwinzer wie Emeterio Fernández Wert auf extraktreiches Lesegut und neues Holz. "Für unsere Reserva verwenden wir nur handverlesene Tempranillo-Trauben aus alten Rebbeständen", versichert er. "Nur Weine mit Kraft und Körper können sich gegen die Dominanz der neuen Eiche behaupten und dabei tatsächlich wachsen."

Für unser Gut Holz Paket haben wir drei Weine ausgewählt, die das faszinierende Zusammenspiel von Tempranilllo und Barrique auf – wir erinnern uns – pädagogisch wertvolle Weise verdeutlichen. Es beginnt mit der Camparrón Selección, die nur vier Monate im Holzfass verbrachte. Einen "Roble" – einen Geeichten – nennen die Spanier so einen Wein. Die Eiche hat hier den Tempranillo nur ganz leicht geküsst, doch es reicht, um die Beerenfrucht mit einem feinen vanilligen Touch zu versehen. José Vicente Domeco de Jarauta steuert seine Crianza "Lar de Sotomayor" bei, die über ein Jahr im Fass reifte.

Es ist ein typischer Rioja, elegant, mit reifer Beerenfrucht und diesem rotseidenen Mundgefühl, für das man der amerikanischen Eiche auf ewig danken möchte. Zu guter Letzt die vollendete Symbiose von Traube und Holz: die Reserva von La Legua. Nach zwei Jahren im Barrique kann man hier in orientalischen Gewürzwelten schwelgen und diese göttliche Kokosnote genießen. Aus pädagogischen Gründen haben wir uns übrigens erlaubt, Ihnen beim Preis für unsere "Gut Holz"-Pakete kräftig entgegenzukommen. Denn Lernen soll ja vor allem eins: Spaß machen.


Gotthard Scholz

(WEIN NEWS Oktober 2012)