Herr Fogt kann auch anders.

Dieser Winzer hat nicht nur ein Herz für Minderheiten-Rebsorten, sondern auch das Händchen dafür.

 

Rivaner, Riesling und Silvaner sind die unangefochtenen Spitzenreiter im Rheinknie zwischen Bingen, Mainz und Worms – besser bekannt als . Aber es gibt auch Winzer, die sich mit Verve einer vermeintlich kleinen Rebsorte annehmen. Georg Fogt ist sicher einer von ihnen – und die hat es ihm ganz besonders angetan, "obwohl sie mächtig viel Arbeit macht". Denn die Rebe sei pflegeintensiv, reife spät und: "Man muss im Herbst ständig in den Weinbergrennen und die Trauben probieren", sagt der Winzer ernst, aber mit liebendem Blick. "Erst wenn sie goldgelb sind und kräftig nach Stachelbeere schmecken, dann kann geerntet werden". Dazu komme noch im Weinkeller eine verlängerte Maischestandzeit von 12 Stunden, um noch mehr Geschmacksstoffe aus den Schalen zu extrahieren. Georg Fogt ist überzeugt: "Die Leute suchen mehr Intensität und Aroma. Und für mich ist unsere Scheurebe die perfekte deutsche Antwort auf den "-Boom." Bleibt zu ergänzen: In manche Blindverkostung zum Thema Sauvignon Blanc wird eine Scheurebe als "Pirat" eingeschmuggelt – und hat schon so manchen erfahrenen Verkoster aufs Glatteis geführt.


Auch beim zweiten Wein, den Sie unbedingt kennenlernen sollten, bürstet Winzer Fogt so manche Weinwahrheit gegen den Strich. Die -Rebe gilt gegenüber der berühmten grauen Verwandtschaft eher als verhuschte, zur Unauffälligkeit neigende Schwester. Doch Fogt klipp und klar: "Für mich hat diese Sorte mehr Potenzial als ." Mit Hingabe hat Fogt lockerbeerige Klone des Weißburgunders ausgewählt, die weniger fäulnisanfällig sind und darum auch länger hängen können: "Zum Teil bis nach dem Frost." Der Boden für diese Traube ist aus Löss, was zu besonders fruchtigen Ergebnissen führt. Und als kleines Sahnehäubchen zum Schluss dürfen sich 5% des Weines in Barrique-Fässern räkeln, um sich einen wunderbaren Schmelz abzuholen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen – manchmal sind die Kleinen eben doch die Größten!

Wendelin Niedlich

(WEIN NEWS Februar/März 2013)

Mutter Wild, Vater Scheu
Die Scheurebe hat ihren Namen von Georg Scheu, der die Rebsorte 1916 als Leiter der Landes-Rebenzuchtanstalt in Alzey schuf. Scheu glaubte, es handele sich um eine Kreuzung von und . Wie sich jedoch Ende der 1990er Jahre herausstellte, ist nicht Silvaner die Partnerin, sondern eine bislang unbekannten Wildrebe. Weil es sich um den 88. Sämling einer Kreuzungsserie handelte, hieß die Rebsorte am Anfang ihrer Geschichte Sämling 88. Erst 1956 wurde sie zu Ehren des Züchters in Scheurebe umgetauft. Der Name Sämling 88 ist vor allem in Österreich noch sehr gebräuchlich.