Neiss - next generation

Ganz weit im Norden der Pfalz. Ganz weit oben in luftiger Höhe über der Rheinebene. Ganz weit oben in der Qualität: Die Weine des Axel Neiss.

Vollkommen angstfrei stapft der Dreikäsehoch in den dunklen Keller. Er kennt hier jede Stufe, jeden Winkel und weiß vor allem, wo die Lichtschalter sind. Fachkundig benennt er Kelter, Fässer und was sonst noch herumsteht. Der selbstbewusste Weinkeller- Experte heißt Anton Neiss und ist 5 Jahre alt. Er gehört neben seinen Brüdern Max (9) und Julian (8) zur 6. Generation, die auf dem Weingut Neiss Verantwortung übernimmt.

Ganz der Vater. Als so mancher Vertreter seines Jahrgangs noch viele Jahre der Ausbildung vor sich hatte, übernahm Axel Neiss im zarten Alter von 25 Lenzen das Regiment im elterlichen Betrieb. Das war 1997, nach dem er bereits in Geisenheim erfolgreich Önologie studiert und die Champagne und Argentinien bereist hatte. Aus seiner Zielstellung hat er nie einen Hehl gemacht: "Ganz weit oben!" Ein mehrdeutiges Wortspiel. Ganz oben, nämlich im Norden der Pfalz, liegen die Neiss’schen Weinberge. Sie gehören zu den Gewinnern der Klimaverschiebung. Denn während sich die traditionellen Spitzenlagen mit Überreife und Alkohollast herumschlagen müssen, ist der Norden schön "cool". Auch weil in der Höhe öfter mal ein frischer Wind weht. Hier gedeihen die Weine, die der Winzer liebt: "Elegant sollen sie sein – und animierend." Die Böden seiner besten Lagen spielen Axel Neiss in die Karten. Auf Kalkstein wachsen fi li grane Tropfen mit unwiderstehlicher Ausstrahlung.

Zeit sich auszuruhen? Dieser Begriff gehört nicht zum Wortschatz von Axel Neiss. Denn selbst dem unbedarften Besucher fällt auf: Das Weingut platzt aus allen Nähten. "Wenn ich füllen will, muss ich erst mal zig Flaschenboxen auf den Hof stellen", erzählt der Winzer. Seine Schlussfolgerung: Noch in diesem Herbst wird nur einige hundert Meter entfernt der neue Weinkeller eröffnet. Daran wird die 6. Generation Neiss ihre Freude haben. Die siebte wahrscheinlich auch noch…

Wendelin Niedlich

(WEIN NEWS September 2013)