Der Pfälzer Rebenflüsterer Oliver Gabel

Die Entdeckung des Jahres!

Erbach vs. Kiedrich – da treffen keine Leichtgewichte aufeinander, sondern versierte Rieslingexperten.

Selten hat mich etwas so elektrisiert und begeistert wie die diesjährige Jahrgangsverkostung mit dem blutjungen Oliver Gabel im Keller des elterlichen Weingutes. Schnell war klar: Hier reift ein Talent heran, wie es selbst die mit jungen Könnern reichlich gesegnete deutsche Weinszene selten hervorbringt.

Allerdings sind bei Familie Gabel auch hervorragende Voraussetzungen gegeben, um individuelle und charaktervolle Weine von erster Güte zu erzeugen. Schon die Lagen sind hier in Herxheim am Berg, dem höchstgelegenen Dorf an der Pfälzischen Weinstraße, etwas ganz Besonderes: Tiefgründige, kalkhaltige, teils mit Lehm und Ton vermischte Böden, deren großes Potenzial für den Weinbau schon die Römer erkannten, die hier um 50 v. Chr. die ersten Reben pflanzten.

Tradition haben aber auch die Gabels nicht zu knapp: Gegründet wurde das Weingut 1655 durch den Tiroler Caspar Gabel, der damals in die nach dem Dreißigjährigen Krieg weitgehend entvölkerte eingewandert war. Heute sind Wolfgang und Rianne die zwölfte, Oliver und seine Schwester Lisa die dreizehnte Generation, die hier Weinbau betreiben.

Wolfgang Gabel steht seit über 30 Jahren für eine nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung der wertvollen Weinberge. Oliver ist seit 2014 für den Ausbau der Weine im Keller verantwortlich. Nach dem Weinbaustudium und Stationen in , im und in erhielt er seine entscheidende Prägung im : Die dortigen, deutlich durch den Terroireinfluss dominierten Spitzengewächse der besten Erzeuger faszinieren ihn und diesem Ideal eifert er mit großem Erfolg nach.

Dabei kann er auf einen seltenen Schatz zurückgreifen, um den ihn viele Winzer glühend beneiden: Während überall im Weinbau die alten Holzfässer reihenweise herausgerissen und durch Edelstahltanks ersetzt wurden, leistete sich das Weingut Gabel immer den Luxus eines arbeitsaufwendigen, sorgfältig gepflegten Holzfasskellers mit teilweise bis zu 150 Jahre alten Fässern. In diesen lässt Oliver seine vorwiegend spontan, also mit den weineigenen Hefen vergorenen Gewächse, sehr lange auf der Feinhefe reifen bevor er sie abfüllt.

Das Ergebnis sind ungemein eigenständige, teils etwas introvertierte, vielschichtige Gewächse mit Ecken, Kanten, Charakter und enormer Substanz. Diese brillanten Botschafter ihrer Böden blenden nicht durch oberflächliche Primärfrucht, man muss sich schon ein wenig auf sie einlassen. Aber wer das tut, wird reich belohnt!

Die gute Nachricht für die Freunde preiswerter Edeltropfen schon mal vorweg: Für die Einführung ist uns Familie Gabel mit den Preisen sehr entgegengekommen, so dass wir Ihnen die Weine in diesem Monat enorm günstig anbieten können. Das sollten Sie nutzen!

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS Mai 2015)