Am Rande des Universums: Weingut Familia Schroeder/Patagonien

An Wein denkt hier im ersten Moment kein Mensch – bringt man Patagonien doch eher mit Pinguinen, Seeelefanten oder Gletschern in Verbindung. Und doch birgt das Ende der Welt wahre Schätze für Genießer.

Unsere faszinierende Weinreise führt in die unentdeckten Weiten des argentinischen Südens nach Neuquen. Weinbau gibt es an diesem Ort noch nicht sehr lange – auch das Schroedersche Weingut ist erst zehn Jahre alt. Mit großem Ehrgeiz, Perfektionsstreben und last but not least mit Geld, das in anderen Bereichen verdient wurde (Kardiokliniken, Radiosender), haben die Schroeders eines der spannendsten, im Keller perfekt ausgerüsteten argentinischen Weingüter aus dem Boden gestampft.

Durch das südlichere, hier also deutlich kühlere Klima (Neuquen ist 700 km vom argentinischen Weinbauzentrum Mendoza entfernt) unterscheiden sich die Weine in der Stilistik deutlich vom argentinischen Mainstream: Sie sind nicht so überbordend, dafür aber von lebendiger Mineralität geprägt. Nicht von ungefähr ist Schroeder berühmt für seinen , die kapriziöse Schöne unter den roten Rebsorten, die lange Vegetationsperioden und eine deutliche Nachtabkühlung braucht. Aber auch und liefern hier ganz hervorragende Resultate und bieten einen faszinierenden Gegenwert fürs Geld. Das liegt auch an den jungfräulichen, noch überhaupt nicht ausgelaugten Böden, auf denen vor Beginn des Weinbaus niemals Nutzpflanzen angebaut wurden und die den Reben ein immenses Potenzial mit auf den Weg geben.

Der Name Saurus stammt daher, dass bei den Bauarbeiten zum Weingut die gut erhaltenen, versteinerten Knochen eines solchen Urviehs gefunden wurden, wie überhaupt die ganze Gegend für ihre Saurierfunde bekannt ist. Es gab sogar einen autochthonen Neuquensaurus, einen possierlichen, 15 Meter langen Pflanzenfresser.

Das Weingut wird geführt von Roberto Schroeder, einem freundlichen, introvertierten Gesellen, der mit konsequenter Beharrlichkeit an der Perfektionierung der Weine arbeitet – sie werden auch von Jahrgang zu Jahrgang, mit zunehmendem Alter der Rebstöcke, immer besser. Über alles wacht mit strengem Auge der Patriarch Hermann Heinz Theodor Schroeder, dessen Vater 1927 aus der Gegend um Stettin nach aufbrach. Mit Hermann Heinz Theodor, seinem Sohn Roberto und den Enkeln durften wir bei unserem Besuch im Weingut, nachdem wir uns aufopferungsvoll durch alle Weine getestet und die besten für Sie ausgesucht hatten, auch noch ein leckeres Mittagessen genießen – denn selbstverständlich gibt es hier, am Rande des Universums, auch ein weingutseigenes Restaurant.

Gerd Rindchen

(WeinNews April 2012)