
Malbec - das verkannte Genie
Der Prophet gilt nichts im eigenen Land – so ist es auch viele Jahre der Rebsorte Malbec ergangen. Sie stammt vermutlich aus der Region Cahors im Südwesten Frankreichs, irgendwo zwischen Bordeaux und Montpellier. In ihrer Heimat hört sie auf den Namen Cot oder Côt und ist mit 70% der Rebfläche die wichtigste Sorte. Früher, ja früher spielte sie im benachbarten Bordeaux eine riesige Rolle, denn ein gewisser Monsieur Malbeck pflanzte die Rebe großflächig an und im berühmten Bordeaux-Verschnitt mit Cabernet Sauvignon, Merlot, Carménère war Malbec, wie sie dann hieß, in einem ordentlichen Anteil vertreten.
Mehr lesen
Malbec: ein würziger Charakter
Doch die Zeiten ändern sich. Insbesondere nach der schlimmen Kälte im Jahr 1956, der etliche frostempfindliche Malbec-Reben zum Opfer fielen, pflanzten viele Winzer doch lieber Merlot, die auch den weicheren, etwas anschmiegsameren Wein ergibt. Denn einem Malbec kann man alles Mögliche unterstellen, aber ein Leisetreter ist er nicht: Das tiefdunkle Rot hat einen violetten Einschlag; die Frucht nach Pflaumen und Heidelbeeren ist stark; intensive Gewürznoten wie Lorbeer oder Wacholder gehören genauso zum Aromen-Repertoire wie dunkle Schokolade, Baumrinde und Tabak.
Malbec-Comeback in Mendoza
In Frankreich war es also still geworden um die Malbec, aber weit weg auf einem anderen Kontinent feierte sie ihr Comeback. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts brachte sie der französische Agronom Michel Aimé Pouget (1821-1875) nach Argentinien, wo sie in der Provinz Mendoza ideale Bedingungen vorfand: In 500 bis 1200 Meter Höhe liegen die Weinberge dort, die Anden im Westen fest im Blick. Die Sonne scheint kraftvoll, es regnet selten und vor allem ist der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht hoch – das führt bei den Trauben zu einer blendenden Fruchtkonzentration und Aromaentwicklung. Der größte Standortvorteil ist aber die geringe Frostgefahr. Heute ist Argentinien mit mehr als 44.000 Hektar das bedeutendste Anbauland auf der Welt, gefolgt von der alten Heimat Frankreich und Chile, die mit jeweils 6100 Hektar gleichauf liegen.
Steak oder Ratatouille? Beides!
Und was kommt bei den Liebhabern dieses Rebensaftes auf den Tisch? Nun, wer in Argentinien lebt, ist nie weiter als 100 Meter vom nächsten Grillsteak entfernt – und ein Glas Malbec dazu ist gewiss der richtige Partner, weil die Würze des Weines und die Röstaromen des Fleisches sich wunderbar ergänzen. Gemüse-Freunde schnippeln Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Paprikaschoten und Knoblauch. Alles wird scharf angebraten und landet dann mit frischen, gehäuteten Tomaten im Schmortopf. Kräuter der Provence und kräftig Pfeffer dazu: Ratatouille und Malbec sind Freunde fürs Leben. Beide Varianten – mit oder ohne Fleisch – passen sehr gut zu Ofenkartoffeln, die mit Rosmarin und Kräutersalz schmackhaft gemacht werden.
Großes Glas, nicht zu warm
Das richtige Glas für einen Malbec ist logischerweise ein Rotweinglas mit größerem Volumen, damit sich vor allem bei jung geöffneten Weinen die Tannine (Gerbstoffe) ein wenig am Sauerstoff in der Luft die Hörner abstoßen können. Es lohnt auch, sich ein paar Gedanken zur Trinktemperatur zu machen, denn besonders in Deutschland werden Rotweine oft zu warm getrunken, so zwischen 20 und 22° Celsius. Das macht die Weine geschmacklich breit und behäbig, die Frische geht verloren. Bei 16 bis 18° C haben Sie viel mehr vom Wein. Und sollte ein Sommer mal sehr heiß werden, macht es durchaus Sinn, die Flasche vor dem Genuss eine halbe Stunde in den Kühlschrank zu stellen.
Feiertag am 17. April: Día Mundial del Malbec
Auf Englisch heißt dieser Tag ‚World Malbec Day‘. Denn am 17.04.1853 gründete der spätere argentinische Präsident Domingo Faustino Sarmiento die Weinbauschule ‚Quinta Normal Agronómica de Mendoza‘ und beauftragte den bereits erwähnten Rebenexperten Michel Aimé Pouget mit französischen Sorten zu experimentieren. Heute wissen wir: Mindestens ein Experiment wurde zum weltweiten Erfolg. Bis heute findet an der Weinbauschule zu Ehren der Malbec-Rebe eine große Feier an diesem Tag statt.