Heras Cordón: Segen von höchster Stelle

In den Tapas-Bars der Rioja – und nicht nur dort – hat dieser Name einen ganz besonderen Klang: Heras Cordón.

Es ist Mittagszeit in Haro. Die Wein-Stadt mitten in der hat wahrscheinlich mehr Bodegas als Kindergärten und Schulen zusammen. Zwei unerfahrene Touristen betreten eine der zahlreichen Tapas-Bars in der Altstadt und warten geduldig am Tresen: "Una Crianza, por favor", radebrecht der eine – das hat schon öfter geklappt. Aber wir sind in Haro und der Wirt dreht sich um und zeigt mit einer großen runden Geste auf die Wand hinter ihm. "Que?" Welchen der rund 25 Crianzas, die da an der Wand kopfüber hängen, mit einem extra angefertigten Vakuum-System, das die guten Tropfen lange frischt hält und den glasweisen Ausschank ermöglicht. "Una recomendación, por favor", springt der zweite Reisende ein, ein Empfehlung, bitte – es ist die einzige Möglichkeit, das Gesicht zu wahren, bevor die spanischen Gäste in brüllendes Gelächter verfallen. "Una recomendación? Si, claro. Heras Cordón", sagt der Wirt. Und nach einer kleinen Pause mit einem Schmunzeln: "Reserva!"

Keine halbe Autostunde von Haro entfernt liegt nun dieses sagenumwobene Weingut. Dabei tun sie dort gar nichts Geheimnisvolles. Sie handeln vielleicht nur konsequenter als andere. Durchschnittlich mehr als 40 Jahre alt sind die -, Graciano- und Mazuelo- Reben. Nicht ein Mal wie üblich, sondern zwei Mal im Jahr erfahren sie die "Grüne Lese": Überschüssige Triebe, Trauben und Blätter werden entfernt, um die Luftzirkulation und den Sonnenhunger der übrigen nicht zu stören. Die wenigen Trauben, die bleiben, erreichen den Weinkeller jedoch nur, wenn sie vollkommen gesund und ausgereift sind. So entsteht die beeindruckende Konzentration der Heras-Cordón-Weine. Der Hektarertrag der Reserva liegt bei fast lächerlichen 30 ha/hl. Nun sind Dichte und Volumen nur die Hälfte des Spiels: "Ich möchte hier keine Weinmonster züchten", sagt Weingutsbesitzer José Luis Heras Cordón, "ich will Eleganz, Frucht, Finesse und trotz aller Kraft die Freude am Trinken unserer Weine."

Und das gelingt. Es hat sich sogar bis zu höchsten Stellen herumgesprochen: Nur einem Weingut der Rioja ist es gelungen, zum Hauslieferanten des Papstes zu avancieren – Heras Cordón.

Wendelin Niedlich

(WEIN NEWS Juni 2013)