Salz auf den Lippen

Adega Terra de Asorei, Quinta da Raza und Tenuta Musone

Weißweine vom Meer, die Sie auf Aromawellen sanft aus dem Raum-Zeit-Kontinuum spülen.

Erst wenn die vier Dimensionen – süß, sauer, bitter, salzig – zusammenspielen, so lautet die Essenz heutiger Spitzenküche, kommt es zur Geschmacksexplosion. Doch gilt das auch beim ? Süß und Sauer stehen für die Frucht, bitter für kräuterig-florale Noten. Aber salzig? Echt? Sie ahnen schon, Ihr Weinhändler findet’s geil. Denn diese besondere Mineralik schenkt uns nicht nur den ursommerlichen Geschmack von Meer, sie entführt auch zu großartigen europäischen Weißweinen in atemberaubenden Landschaften.

Zum Beispiel in dieses Idyll: Im Fjord liegen runde Felsen, Fischerboote ziehen vorbei, Kühe grasen auf sattgrünen Wiesen. Ganz klar Skandinavien. Nur die Weinberge irritieren. , der äußerste, atlantische Nordwesten der iberischen Halbinsel, passt ebenso wenig ins Spanienklischee wie der Albariño. Wenn es so was wie den Genius eines Ortes gibt, dann hier. Eine andernorts zu Überfülle neigende Rebsorte gelangt an das Ende eines Ria genannten Fjords, wo Weinbau klimatisch gerade so möglich ist. Zufällig finden sich dort rare Granitböden. Die Rebsorte Albariño verliert im perfekten Maß an Gewicht, erhält dank der Böden eine wunderbar polierte Frucht und eine schillernde, atlantische Mineralik. Albariños aus den Rias gelten als die besten Weißweine . Mit Terra de Asorei haben wir eine Gemeinschaft aus sechs Winzerfamilien für Sie entdeckt, die auf eben dieser Terra einen Wein erzeugt, der schlicht nach den Sternen greift.

Zu den meist beglückenden Meerweinen zählen portugiesische . Die haben sich dank Ausnahmewinzern wie Dom Diogo Teixeira Coelho still und heimlich in die europäische Spitze vorgearbeitet. Aus der spannendsten autochthonen Rebsorte Arinto erzeugt Dom Diogo einen stolzen Falken, der mit seinen schillernden Fruchtnoten wunderschön in der Luft steht und doch in geschmackliche Tiefendimensionen vorstößt.

Warum prämieren die ihre Weißweine eigentlich immer erst im Herbst, wenn sie schon fast wieder ausgetrunken sind? So müssen wir beim Verdicchio "Via Condotto" auf Vorjahreslorbeeren zurückgreifen. Da kürte ihn Andreas März, intimster Kenner und strengster Kritiker italienischer Weine, unter die Top-Ten von 150 getesteten Weinen des Anbaugebiets. Der Verdicchio – übrigens identisch mit der Lugana-Rebe – ist in den sanft-wogenden Hügeln der mittelitalienischen Marken zuhause und hat auf deren Kuppen einen traumhaften Adriablick.

Wann lecken Sie sich das Salz von den Lippen?

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Juli 2019)