Duoro: Wir können auch trocken - und wie!

Portwein ist nicht alles: Ein Gebiet mit jahrhundertealter Tradition macht sich auf zu neuen Ufern. Und das Preis-Genuss-Verhältnis ist schlicht sensationell!

Wie schön muss das sein, einen so berühmten Namen zu tragen. Wohin das Wasser des Duero auch fließt, an den Ufern treten die Granden der Wein-Szene auf: und in , und wenn er in auf umgetauft wird, erhebt sich an den Rändern das gleichnamige Anbaugebiet. Es gibt wohl keine Weinlandschaft auf dieser Welt, die es mit den majestätischen Terrassen, die sich steil aus dem Dourotal erheben, aufnehmen kann. Von der dramatischen Schönheit tief beeindruckt erklärte die UNESCO 2001 das Alto Douro zum Weltkulturerbe.

Hier vollzieht sich derzeit ein tiefgreifender, innerer Wandel. Die Winzer gehören seit jeher zu den besten der Welt, die Schiefersteillagen zu den edelsten und begehrtesten Terroirs überhaupt und die schweren, süßen Ports, die dort ihren Ursprung haben, sind auf dem ganzen Globus ein Begriff. Aber die Winzer haben entdeckt: Wir können auch trocken – und wie! Wenn man die geschliffenen Gewächse aus den traditionellen Rebsorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Barroca und Tinta Roriz () probiert, fragt man sich verwundert, warum die Portugiesen uns diesen Genuss so lange vorenthalten haben.

Quinta do Portal

Einer der Vorreiter dieser Entwicklung ist das prachtvolle 95 Hektar-Anwesen der Quinta do Portal: Seit 1993 wird hier, unter der Ägide des berühmten Önologen Pascal Chatonnet von der Faculté d’OEnologie de Bordeaux, konsequent der Weg verfolgt, das Potenzial des Dourotales in sehr gute trockene zu verwandeln. Der Ausbau aller Weine erfolgt aufwändig in französischen Barriques. Das Ergebnis als Basisqualität zu bezeichnen grenzt schon an Beleidigung – sagen wir es so: Der Muros de Vinha setzt in seiner Preisklasse Maßstäbe!

Solar de Cambres

 Gleiches gilt auch für die Reserva des Weingutes Solar de Cambres. Der dort tätige Önologe, Osvaldo Amado, gehört zu der ebenso seltenen wie sympathischen Spezies, die ihren Ruhm nicht an den hohen Preisen ihrer Weine messen. "Dass wir am Douro große Rotweine im Ultra-Premium-Segment haben, ist mittlerweile bekannt", sagt uns Osvaldo Amado. "Wonach ich strebe, sind Leuchttürme des bezahlbaren Genusses!" Er hat es geschafft: Bei der Mundus Vini, dem wohl renommiertesten deutschen Weinwettbewerb, holte der Wein die begehrte Goldmedaille, was bei seinem Preis eine kleine Sensation ist. Osvaldo Amado gelingt mit diesem in französischen Barriques ausgebauten Wein das Kunststück, die Klasse und Tiefgründigkeit der Douroweine zu verbinden mit einem wohlig-samtigen Mundgefühl, von dem wir sicher sind, dass es Ihnen sanfte Schauer über den Rücken laufen lässt.

Quinta da Padrela

Sie sind das Dreamteam der besten Douro- Unterzone "Cima Corgo": Teresa Rodrigues ist für die 12 Hektar Weinberge verantwortlich, Pedro Francisco hat den Hut im Keller auf. Beide schaffen auf dem Gut Quinta da Padrela den vielleicht klarsten Ausdruck des Terroirs, das von den Schieferböden einerseits und dem trockenen Klima andererseits bestimmt wird – drei Gebirgszüge schützen das Douro-Tal vor kalten atlantischen Winden. Mindestens 25 Jahre alt sind die Reben, die ältesten weilen bereits 65 Jahre auf dem Erdenrund und bringen nicht viele, aber qualitativ hochwertige Trauben hervor. Das Ergebnis im Glas ist von einer kühlen Eleganz, die Sie ganz sicher begeistern wird. Zu einem Kurs, den Sie für diese Qualität anderswo sicher verdoppeln müssten.

Andresen

Wir können Sie bei aller Begeisterung fürs Trockene natürlich nicht aus der Lektüre entlassen, ohne Ihnen unser liebstes Portweinhaus vorzustellen. 1840 brach der erst 14-jährige Johann Heinrich Andresen von der Insel Föhr auf, um nur fünf Jahre später in Porto ein Unternehmen zu gründen, das bis heute seinen Namen trägt und sich – im Gegensatz zu vielen anderen Häusern – nicht im Würgegriff internationaler Getränkemultis befindet. Der Late Bottled Vintage Port, den wir Ihnen heute präsentieren, wird lange im Fass gelagert (meist vier bis sechs Jahre) und dann "spät" in die Flasche gefüllt. Im Gegensatz zum "Vintage", der eine lange Reifung in der Flasche fordert, ist der LBV sofort trinkbar und hat in der Regel kein Depot. Dieser Port ist ein unkomplizierter Stoff zum Schwelgen, Schwadronieren und Träumen: Großartiger Abschluss eines Menüs oder Alleinunterhalter für einen meditativen Abend.

Wendelin Niedlich/Gotthard Scholz

(WEIN NEWS März / April 2013)