
GERDS WELT - Genuss ohne Narkose
Allgemein heißt es ja, dass man an einem schönen Menü- und Weinabend die Abfolge der Gewächse von Weiß hin zu Rot und von leicht zu schwer gestalten sollte. Grundsätzlich nicht falsch, weil sich ein kraftvoller auf einen leichten Wein besser präsentiert als umgekehrt. Außerdem hat es ein Weißwein nach einem Rotwein schwer, sich gegen die Gerbstoffe im Gaumen durchzusetzen.
Konsequent durchgezogen führt das aber zu Folgendem: Der Abend beginnt mit beschwingten, leichten Weißen, dann wird es kräftiger, dann kommen die Roten, die werden immer schwerer – und am Ende hängen alle, schier erschlagen von der Wucht der wertvollen Weine, mehr oder weniger narkotisiert in der Ecke. Und die am Beginn des Abends so sprühende Konversation erlahmt zusehends. Was also tun?
Mein Tipp: Legen Sie Ihren Gästen nahe, nach dem letzten, kräftigen Rotwein einen großen Schluck Wasser und etwas Brot zu nehmen – das neutralisiert und erfrischt den Gaumen. Sorgen Sie ohnehin dafür, dass immer ausreichend stilles Wasser bereitsteht. Und dann bieten Sie denjenigen, die Lust darauf haben, einen schönen, spritzigen und belebenden Weißwein an. Sie werden es erleben: Ihre Gäste werden schlagartig wieder munter, die Gespräche fließen frohgemut dahin und der Abend kann noch lange seinen harmonischen Verlauf nehmen.
Das Gleiche geht auch, wenn Sie zum Abschluss ein Dessert mit Süßwein aufgetischt haben – wichtig ist auch hier ausreichend stilles Wasser zwischendurch. Was vor wie nach dem Essen immer funktioniert: Ein belebender Champagner!
Es grüßt Sie herzlich
Gerd Rindchen
(WEIN NEWS Oktober 2015)
POST SCRIPTUM
Und was trinkt man zum Beleben?
Eine sichere Bank ist der fulminante Champagner Mailly Grand Cru Blanc de Noirs. Ein schöner Riesling, der Frische mit toller Substanz paart: der Dorsheimer "Am Steinbruch" von Kruger-Rumpf.