Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Die perfekte Welle

Bordeaux, Rías Baixas und Galicien

Weingenießer atmen kräftig durch: Das atlantische Klima liefert Tropfen mit Finesse und Frische, die ohne das große, blaue Meer gar nicht denkbar wären.

Dieses Meer hat ein Image-Problem. Das atlantische Tief hat sich tief in die Sprache und die Köpfe eingegraben. Zeit für eine Korrektur, denn Weinliebhabern liefert der Atlantik die perfekte Welle. Wir erinnern uns an den Geographie-Unterricht: Warm, aber nicht heiß. Kühl, aber nicht eiskalt. Das unterscheidet das Seeklima vom kontinentalen. Und etliche Rebsorten finden brütende Hitze total uncool – das atlantische Maß an Temperatur und Luftfeuchtigkeit dagegen ist ihr Wohlfühlklima. Das vielleicht berühmteste Weinbaugebiet der Erde – – ist genau davon geprägt. Zwischen den Meeren, Entre-deux-Mers, nennen die französischen Winzer das Gebiet zwischen den Flüssen Garonne und Dordogne, wo die strahlend schönen Weißweine aus den Rebsorten und Sémillon herkommen. Und unser Winzer Thierry Fermis vom Weingut Château Haut-Terre-Fort ist ein Meister seines Fachs.

Aber der Atlantik ist groß. Und die starken westlichen Winde wirbeln nicht nur die Biskaya und Südwest-Frankreich gehörig durcheinander, sondern auch im Norden , wo Wind und Wellen im Westen eine zerklüftete Fjord-Landschaft geschaffen haben. Dass die Reben, die nur unweit dieser Küste wachsen, davon nicht unbeeindruckt bleiben, liegt auf der Hand. Albariño heißt die berühmteste – "die kleine Weiße vom Rhein". Daher wurde lange eine Verwandtschaft mit vermutet, was sich aber nicht beweisen lässt. Fest steht aber, dass Mönche aus oder zirka im 12. Jahrhundert die Rebe auf dem langen und beschwerlichen Jakobsweg nach Nordspanien und Portugal brachten.

Im Weingebiet "Rías Baixas" ist sie ein König. Das Wort ist nur scheinbar schwer auszusprechen – fügen Sie statt des "x" einfach ein "sch" ein – und alles geht von selbst. Das gilt auch für die Rebsorte Treixadura, die in der nordspanischen Region Monterrei daheim ist. Die Godello-Traube kommt von nirgends her – sie ist autochthon, zu Deutsch: Sie war schon immer da.

Was zeichnet diese Weine aus? Hitze macht bräsig, Albariño macht wach – so könnte die Kurzformel lauten. An diesen Weinen ist nichts Fettes oder Schwülstiges, sie sind leicht wie Federn, elegant wie Balletttänzer, aber nicht so dünn. Ihnen eigen ist eine gewisse Salzigkeit – und das meint nicht, dass die Suppe versalzen ist, sondern diesen delikaten, würzigen Ausdruck, der jede Geschmacksnuance noch einmal verstärkt und trotz aller unaufdringlichen Feinheit den Genießer schmatzend zurücklässt.

Schon mal im Atlantik gebadet? Natürlich ist er kalt, aber wer müde hineingeht, kommt energiegeladen wieder heraus. Ähnliche Nebenwirkungen bei unserem atlantischen Probierpaket "Die perfekte Welle" können und wollen wir nicht ausschließen…

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS Juni 2014)