Frühlingsbotschafter - Die grandiosen 2019er vom Schlossmühlenhof

Weingut: Schlossmühlenhof

Es gilt als begehrter Ritterschlag unter unseren Winzern, in den WEIN NEWS als Erster den neuen Jahrgang präsentieren zu dürfen. Für den 2019er hat sich Nicolas Michel vom Schlossmühlenhof den Titel des Frühlingsbotschafters mehr als verdient. Der rheinhessische Gipfelstürmer legt eine rundum begeisternde Kollektion vor: die Burgunder saftig, mit perfekt dosiertem Schmelz. Und die Aromareben Sauvignon Blanc und Scheurebe strotzen nur so vor explosiver Frucht und mitreißender Lebendigkeit.

"Nachts schweben wir im Sommer über der Hitze", sagt Nicolas Michel. Bis zu 300 Meter hoch liegen die Weinberge des Schlossmühlenhofs in Kettenheim. Für Rheinhessen ein Spitzenwert. In heißen Jahren wie 2019 macht die Höhe den Unterschied, können sich die Trauben doch nachts vom Hitzestress im Wortsinne erfrischen, was Aromen und Weinen deutlich mehr Komplexität verleiht.

Den Jahresverlauf fasst der Mittdreißiger so zusammen: "Richtig viel Arbeit, aber grandiose Qualitäten als Belohnung! Sonnenbrand bei den Trauben im Juli, später Regen im September – die Rebenschere war ständig gefordert." Nicolas Michel geht genau dorthin, wo sein Know-how den höchsten qualitativen Output zeitigt: in den Weinberg. Das beinhaltet auch vorausschauendes Handeln. So hält er dank Dauerbegrünung der Rebzeilen den Wasserhaushalt im Gleichgewicht. Denn Wassermangel ist bei den kargen und für Burgunder hochgerühmten Kalksteinböden rund um die Paradelage Wartberg die Achillesferse. Mit dem 2019 Blanc de Noirs legte der studierte Önologe eine Punktlandung hin. Der Clou allerdings ist dieses Jahr der lediglich in Kleinstmengen erzeugte, auf den Schalen gekelterte "Morgenrot". Dieses gelungene Experiment unterstreicht souverän die herausragende Stellung in seiner Generation.

Aromapracht aus Tradition
Von ebenso begeisternder Statur präsentieren sich die Aromareben vom Schlossmühlenhof. Den Weinberg mit hat bereits der Urgroßvater gesetzt. Aus Tradition bleibt der Nachfahre bei der "Scheu" dem Familienstil mit der moderaten Säure treu. Der dagegen setzt weitaus modernere Akzente. "Ich habe mir dieses Klare und Straffe wirklich nicht ausgesucht. Das machen der Sauvignon Blanc und der Kalkstein einfach von allein", berichtet Nicolas Michel. "Irgendwann bin ich den Beiden dann einfach gefolgt." Wie weit ihn das geführt hat und vor allem wohin – das sollten Sie sich in keinem Fall entgehen lassen!

Gotthard Scholz
WEIN NEWS April 2020