Das Duell der Rheingau-Giganten

Weingut Heinz NikolaiWeingut SpeicherSchuth

Erbach vs. Kiedrich – da treffen keine Leichtgewichte aufeinander, sondern versierte Rieslingexperten.

Wer von Wiesbaden kommend in den fährt, stößt gleich zu Beginn auf zwei der renommiertesten und traditionsreichsten Weinbaudörfer: Kiedrich und das zu Eltville gehörende Erbach. In beiden finden sich einige der besten Lagen des Rheingaus, in beiden residieren große, berühmte und traditionsreiche Adelsgüter. Aber in den letzten Jahren machen in beiden Orten hoch talentierte Newcomer auf sich aufmerksam. Diese "Bürgerlichen" haben mit Fleiß und Können ehemals weniger bedeutsame Weinbaubetriebe bis in die Top-Ränge des gesamten Anbaugebietes geführt. Zwei davon möchte ich Ihnen hier vorstellen:

Weingut Heinz Nikolai: Aufsteiger mit Tradition

Seit Frank Nikolai im Keller des schon seit 1824 in Familienbesitz befindlichen 13-Hektar- Weingutes das Sagen hat, sorgt er auch national immer wieder für Furore: Bereits 2009 war man hier mit einem hessischer Landessieger. Und beim bekannten Riesling-Erzeugerpreis der Zeitschrift Vinum glückte 2011 der Sprung unter die 25 besten Erzeuger Deutschlands. Paradewein des Hauses ist der grandiose Riesling aus dem Michelmark. Hier stehen die Reben auf einer Kuppel, die sich sanft nach Südwesten neigt. Im Boden findet man tiefgründigen, teils kiesigen Löss und in einigen Bereichen tertiäre Mergelböden, die gut mit Humus durchwirkt sind. Zusätzlich sorgen Kalkblasen zwischen den Lagen für Weine mit hoher Mineralität.

Weingut Speicher-Schuth: Aufsteiger mit Raketenstart

Das Kiedricher 13-Hektar-Weingut wird zwar erst in der zweiten Generation bewirtschaftet. Aber seit 1995 Ralf Schuth die Geschicke in Weinberg und Keller übernahm, liefert es Jahr um Jahr Gewächse die zum Besten gehören, was der Rheingau zu bieten hat. Schon seit 1998 sind wir fasziniert von der Strahlkraft seiner Weine. Kein Wunder: Mit niedrigen Erträgen und penibler Arbeit im Weinberg erzeugt er unverwechselbare Weinpersönlichkeiten. Um die Intensität zu steigern, arbeitet er mit einer langen Hefelagerzeit und bringt seine Rieslinge ungewöhnlich spät auf den Markt. Aber das Warten lohnt sich. Seine beste Lage Wasseros bietet den Reben flachgründige und steinig-grusige Böden, die mit Löss und Lösslehm durchsetzt sind. Dadurch werden die Weine besonders lebendig, mineralisch und feingliedrig, wie der prachtvolle 2013er Kabinett beweist.

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS April 2015)