Gänsehautweine - Weingut Klosterhof

Nachdem der junge Stephan Schwedhelm vom Pfälzer Weingut Klosterhof schon in den letzten Jahren mit stetig steigenden Qualitäten beeindruckte, ist ihm mit dem Jahrgang 2011 der endgültige Durchbruch gelungen.

Im Februar kam es ans Licht: Bei einer Verkostungsreise zu fünfzehn deutschen Winzern, deren gesamte Produktion wir im Fass durchprobierten und dabei die besten Weine für Sie heraussuchten, erlebten wir manche positive Überraschung (mehr Details dazu in meinem Blog: ). In unserer Begleitung befand sich der bekannte Internetblogger Dirk Würtz, der selbst Wein produziert und sich in der deutschen Winzerszene bestens auskennt. Sowohl ihm als auch uns verschlug es schier den Atem, als der Pfälzer Stephan Schwedhelm uns nach einem langen Probiertag, der auch sonst viel Gutes bescherte, seine 2011er-Gewächse kredenzte. Daher zitiere ich einfach mal den Blog des Kollegen (wuertz-wein.de):

Das Jahr ist jung und schon habe ich eine ’Entdeckung des Jahres’ gemacht – es ist dann eben einfach die Entdeckung der letzten 12 Monate! Es handelt sich um das Weingut Klosterhof in Zell im Zellertal, jener Region, die leider kaum ein Weinfreak so richtig auf der Karte hat. Hier macht Stephan Schwedhelm die beeindruckendsten Weine, die ich seit langem getrunken habe. Vom einfachsten Müller-Thurgau bis hin zu den grandiosen Rieslingen erzeugt der 32-jährige Weine, die so klar und so ausdrucksstark sind, dass ich ab einer gewissen Zeit nur noch Gänsehaut hatte. Da gibt es beispielsweise einen trockenen , der mit seiner enormen Mineralität einem guten Chablis in nichts nachsteht oder einen , der einfach nur Spaß beim Trinken macht. Der ist ein Meisterwerk seiner Rebsorte – mehr kann ich zu dem Wein gar nicht sagen, mehr ist auch nicht nötig.

Die sind eine Offenbarung und gehören zu den besten Weinen, die ich in den letzten Monaten trinken durfte. Extrem gut der ’Zeller Kreuzberg’. Eine trockene Spätlese mit einer wahnsinnigen Frische und einer fantastischen Präzision. Mein absoluter Favorit war die trockene Spätlese aus dem ’Zeller Schwarzer Herrgott’. Ich kann diesen Wein nicht wirklich beschreiben, er hat mich fast umgehauen. Er ist einfach nur grandios – ein Gänsehautwein eben. Ich bin mir sicher, dass ich gestern die Weine eines neuen Sterns am Weinhimmel probiert habe. Ein Stern, von dem in der nächsten Zeit noch viel zu hören sein wird. Ich rate allen, das Ganze schnell zu probieren, bevor es nichts mehr gibt." (Dirk Würtz, 2.2.2012)

Es gibt zahlreiche Gründe für die überragende Qualität der Klosterhof-Weine: Seit Jahren arbeitet Stephan Schwedhelm mit seinem Vater Bernhard beharrlich an der Optimierung der Weinberge und der Reduzierung der Hektarerträge, was zu enorm konzentriertem, aromenreichem Lesegut führt. Die Umstellung auf biologischen Weinbau ist in vollem Gange und wird demnächst abgeschlossen. Die wertvollen, kalkreichen Böden des Zellertals paaren sich hier am nördlichen Ende der Pfalz mit einer "Cool Climate"-Situation mit warmen Tagen und deutlicher Nachtabkühlung. Das lässt den Weinen eine lange Reifeperiode und erhält die frische, animierende Frucht in den Trauben.

Dass Zell herausragende klimatische und geologische Voraussetzungen für den Weinbau besitzt, ist Insidern seit Jahrhunderten bekannt. Schließlich ist dies seit 702 die älteste weinbautreibende Gemeinde der Pfalz. Aber es bedurfte einer überragenden Winzerpersönlichkeit, um dieses im Dornröschenschlaf befindliche große Terroir zu voller Blüte zu erwecken. Last but not least versteht Stephan ja sein Handwerk auch im Keller perfekt: 2006 absolvierte er sein Önologiestudium in Geisenheim als Jahrgangsbester und zieht seitdem mit kühler, gezügelter Gärung und langem Lager auf der Feinhefe alle Register, um das Riesenpotenzial seiner Trauben brillant und kristallklar in die Flasche zu bannen – "Gänsehautweine" eben. Allerdings setzte mit diesem Jahrgang wirklich ein Run auf die Gewächse des jungen Pfälzers ein und ich kann nur jedem neugierigen Weinfreund raten, sie zügig zu probieren: Die uns zugeteilten Mengen waren dieses Jahr relativ knapp und die Preise sind für die Qualität ausgesprochen günstig.

Gerd Rindchen

(WeinNews Mai 2012)