Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Leonhard: Rückkehr zum Roten Hang

Niersteiner Roter Hang – der Name klingt nach Legende und Abenteuer. Ein Versprechen, das die Weine aus dieser direkt am Rhein gelegenen Steillage voll und ganz einlösen.

 

Bodenständigkeit kann sehr aufregend sein, vorausgesetzt man steht auf den richtigen Böden. "Wenn ich vom Roten Hang auf den Rhein schaue, dann spüre ich ein Kribbeln unter den Füßen", sagt Klaus Peter Leonhard. "Für mich ist es ein Privileg, ein Produkt zu erzeugen, das unverwechselbar ist und nicht dieses globale uniformierte Einerlei darstellt." Der Name Niersteiner Roter Hang, eine langgestreckte Steillage direkt am Rhein, klingt nicht nur nach einer Legende – er ist eine. Seine rote Farbe verdankt der Ton-Schiefer- Verwitterungsboden dem hohen Eisenanteil. Solche geologischen Formationen sind seltene Glücksfälle, weil sie besonders saftige und würzige Weine hervorbringen. Vor hundert Jahren waren Lagenrieslinge aus dem Roten Hang wie z.B. der Ölberg oder der Heiligenbaum ständige Gäste auf den Speisekarten in London oder New York. Was dann geschah, ist eine andere Geschichte. Aber dieser Schwächeperiode verdankt das Weingut Leonhard indirekt seine Existenz.

Die Leonhards waren seit Generationen Spitzenwinzer ohne Land. Vater Peter arbeitete sein Leben lang als Gutsverwalter für namhafte Niersteiner Erzeuger und auch Klaus Peter war nach seinem Weinbaustudium zunächst in einem hiesigen Weingut angestellt. Doch nebenbei ging jede verfügbare Mark, später jeder Euro in den Aufbau eines eigenen Betriebs. "Selbstverständlich wollten wir eigene Weinberge im Roten Hang", erzählt Klaus Peter Leonhard. "Zum Glück galten eine Zeitlang Spitzenlagen im deutschen Weinbau nicht viel und wir konnten uns einige Parzellen sichern. Heute sähe das ganz anders aus." Dass es Weine von Winzern wie Klaus Peter Leonhard sind, die diesen Sinneswandel herbeiführen, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Seit fünf Jahren jedenfalls ist der 40-Jährige nun ausschließlich sein eigener Herr. Das Streben nach Wohlstand hat ihn dabei nicht getrieben. Er wollte endlich die Weine – und besonders – machen, die ihm schon seit seiner Winzerlehre vorschwebten. Was Klaus Peter Leonhard heute aus seinen Spitzenlagen Ölberg und Heiligenbaum herauskitzelt, beschwört die einstige internationale Bedeutung des Roten Hangs herauf. Darum haben wir beschlossen, mit seinen Weinen den Reigen des großartigen 2011er Jahrgangs in unseren Wein News zu eröffnen. Ein Anfang, der die Latte für alle anderen extrem hoch legt.

Gotthard Scholz

(WeinNews April 2012)