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Die Wahrheit über Weingläser

Es gibt so viele: Sektglas, Weißweinglas, Rotweinglas, Burgunderkelch, Römer, Champagnerschale…bis hin zu Gläsern für einzelne Rebsorten oder Weinregionen. Alles durchaus nützlich und schön anzusehen in den diversen Glasvitrinen, für die man gern seinen Wohnraum opfert. Aber wie viele Gläser sind denn nun wirklich und unbedingt erforderlich? Die Wahrheit ist: ein einziges. Dafür das richtige, das dann gerne auch ein paar Euro mehr kosten darf.

Alles in einem, eins für alle: Das Universalglas

Und so sieht es aus: Es ist unten bauchig und verjüngt sich nach oben zur Öffnung; es ist deutlich höher als breit; es hat ein Fassungsvermögen von ca. 0,4 Liter; es hat einen dünnen, geschliffenen Rand und es ist leicht.

Vor allem nasengerecht!

Achtzig Prozent unseres Geschmacksempfindens steuert der Geruch bei. Ein Glas sollte es also vor allem der Nase gerecht machen. Ein bauchiges Glas sorgt für viel Weinoberfläche, an denen sich bei Luftkontakt die Aromen bilden. Durch das von vielen als affig empfundene Schwenken wird der Glasrand benetzt, die Oberfläche dadurch erweitert und deutlich mehr Aromen treten frei. Das Schwenken ist der eine Grund, warum ein Glas nur zu einem Drittel gefüllt werden sollte. Der Zweite ist der „Stauraum“ für die Aromen zwischen Weinoberfläche und Öffnung. Je größer der Platz ist, desto mehr Aromen können sich hier versammeln und von der Nase abgeschnuppert werden. Ein sich nach oben verengendes Glas führt die Aromen zur Nase und lässt sie nicht so leicht entweichen.

Weniger Wein ist mehr

Bei einem Fassungsvermögen von 40cl lassen sich in das Universalglas bei einem Drittel Füllstand eine angenehm große Menge Wein eingießen. Klar könnten Sie auch kleinere Gläser nehmen. Das einst als „unbestechlich“ berühmt gewordene Profi-Degustationsglas, das heute noch für Whisky oder Sherry verwendet wird, hat nur 0,2 Liter Fassungsvermögen. Aber wer will seinen Gästen schon Wein in Minischlucken einschenken?

Mit Schliff und Stiel

Viele günstige Gläser haben am Rand eine Wulst. Die führt beim Trinken oft zum Kleckern. Deshalb ist ein Weinglas mit möglichst dünnen und geschliffenen Rand zu bevorzugen. Für ein Glas mit Stiel gibt es außer Stilbewusstsein keinen wirklich überzeugenden sensorischen Grund. Es sieht halt besser aus, wenn nicht die Abdrücke der Patschefinger auf dem Glasbauch zu sehen sind.

Auch für Sekt: Großes Glas

Alles, was bisher über das aromatische Verhalten von Wein im Glas gesagt wurde, gilt eins zu eins für Sekt. Prickler schmecken und duften im großen Glas intensiver als in der „Flöte“ oder in der noch ungeeigneteren, breiten Sektschale. Allerdings sind Flöten zugegebenermaßen sehr hübsch. Und: Gute Sektgläser haben unten im Boden kleine gebohrte Vertiefungen, aus denen die Perlen in wunderbaren Ketten nach oben schweben. Eine Augenweide! Aber sensorisch nicht relevant.

Grenzen des Universalglases

Wer oft sehr noble Weine, sagen wir im Preisbereich von 20€ plus, trinkt, für den lohnt sich zusätzlich ein mächtiger Burgunderkelch. Hier hat dann die ganze Fülle und Komplexität genügend Raum. Wenn Sie solche Top-Gewächse nur sehr selten genießen, tut es auch das Universalglas: Weniger einschenken, mehr schwenken – dann geht das auch ohne nennenswerte Genusseinbußen.