Vienna Calling: Das weiße Herz der Weltstadt

Maurer, , Pfaffl

, Gemischter Satz und Rotgipfler nehmen Sie mit auf eine festliche Gaumenreise nach Wien.

Wer von einer der Heurigenwirtschaften droben auf die Lichter der Stadt schaut, sagen die Wiener, der fühlt das Herz von Wien schlagen.

In den Weinhügeln trinkt man traditionsgemäß den gemischten Satz: ein Weinberg, mehrere Rebsorten, zusammen geerntet und ausgebaut. Was sich dabei im Glas befindet, gilt normalerweise als bestgehütetes Geheimnis des Winzers. So halten wir es hier auch mit dem "Wien. 1" von Roman Pfaffl. Der Weinviertler mit Weltruf – in seinem Trophäenschrank steht der Titel "Bestes Weingut Europas"– pflegt akribisch seine raren Parzellen mit Traumblick auf die vielleicht schönste Stadt der Welt.

Das selbst erstreckt sich weitläufig nördlich der Stadtgrenzen. Den Namen gaben die Wiener dieser Region, in deren unspektakuläre Landschaft sie sich nicht allzu oft verirren. Umso mehr schätzen sie Grüne Veltliner wie den "Ried Reipersberg" vom Maurer Leo. Der braucht einen Pressluftbohrer, um Rebstöcke in die kargen Urgesteinsböden zu setzen. Lohn der schweißtreibenden Arbeit sind geschliffene Weine mit mineralischer Strahlkraft und verführerischer Frucht.

Zum Sonntagsausflug nutzen die Wiener die Südbahn, nach der umgangssprachlich auch gleich das Reiseziel benannt wird. Um das malerische Gumpoldskirchen finden sich wenige Hektar einer autochthonen Rebe, die wohl auch die meisten Österreicher für einen Vogel halten: Der Rotgipfler der -Brüder zählt zu den faszinierendsten Weißen unseres Sortiments. Selten passt der Begriff Wiener Charme so wie hier. Obwohl: Vielleicht ist dieses Kleinod doch zu zärtlich, zu freundlich und zu finessenreich für den Schmäh.

Gotthard Scholz
WEIN-NEWS Dezember 2020