Stilsicher in die Neuzeit

Bodegas Francisco Casas

Die guten alten Zeiten – sind manchmal ganz schön beschwerlich. Die Weinregion hat einen Sprung hinter sich, der größer kaum sein könnte. Den Genießer freut’s!

Ein Wechsel des Stils ist nicht immer einfach, aber manchmal nötig. So musste zum Beispiel der Rumpelfußball der späten 90er schließlich der feinziselierten Technik des überaus gelungenen 2014er Fußballjahrgangs weichen. So auch in der Weinregion Toro: Noch in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte ein roter Toro 17 Prozent Alkohol haben, ohne dass es jemandem groß aufgefallen wäre (außer am nächsten Morgen). Die Weine hatten zudem extrem wenig Säure, waren also önologisches Schweröl an der Grenze der Trinkbarkeit. Dass diese Ungetüme von der Light-Welle hinweg geschwemmt wurden, wunderte auch keinen wirklich. Und wie immer brauchte es bei solchen Paradigmenwechseln jemanden, der richtig mit anpackt – in diesem Fall war es die Familie Casas.

Sie ist tief verwurzelt im Weinbau und bereits seit 1942 existiert die Bodegas Francisco Casas in Madrid. 1965 kam die Niederlassung in Morales de Toro hinzu. "Das Ziel war ja klar", sagt Eduardo Casas, der heute auf dem Weingut das Sagen hat, "die Weine mussten leichter und fruchtiger werden. Auch das zweite Glas soll ja noch Freude machen." Der Weg dahin war jedoch beschwerlich. Denn der wellige, rote Sandboden ist ein guter Wärmespeicher, der nachts die Wärme an die durchschnittlich 50 Jahre alten Reben abgibt. Und der erste Schritt zur Besserung hieß: früher ernten, selbst wenn man bei dieser Hitze keinen Hund vor die Tür jagt. Einen guten Monat eher als in den guten alten Zeiten beginnt jetzt die Ernte in den ca. 700 Meter hoch gelegenen Weinbergen. Des Weiteren trägt die schonende Handlese in 20-kg-Boxen ihr Scherflein bei. Mit größeren Behältern müsste man nicht so oft rennen, aber so platzen die Beeren erst im Keller und nicht schon im Weinberg, wo sie dann viel zu früh gären würden.

Das war zwar noch längst nicht alles, aber das erste Ziel ist erreicht: "Die Weine sind beileibe keine Leichtgewichte", erläutert Casas, "sie bieten immer noch alles, was ein richtiger Torowein an Kraft und Fülle haben soll. Aber auf die elegante Tour." Wo er Recht hat, hat er Recht: Mit dem Stil kann man hier am Duero- Fluss sogar Titel holen!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS Oktober 2015)