Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Fett, Digger!

The Fat Bastard Wine Company

Süüüß! Das kleine Nilpferd ist ein echter Hingucker. Viel wichtiger: Mit ihrem Inhalt räumen die südfranzösischen Fat Bastards mächtig Auszeichnungen ab. Am besten: Die Hippos sind am Gaumen absolut zutraulich.

Die Master of Wine sind die Jedi-Ritter der Weinwelt. Keine 400 Erwählte haben bisher die extreme Meisterprüfung bestanden. Wenn also in der Jury des kalifornischen Wettbewerbs Ultimate Wine Challenge gleich zwei Master of Wine sitzen, dann verdient das Urteil Respekt. Wenn diese Jury weiterhin dem 2016er "Fat Bastard" Syrah nicht nur satte 90 Punkte verpasst, sondern auch sein Preis-Genuss-Verhältnis als "Great Value" prämiert, steht fest: Hier wartet eine Sensation im Glas. Wenn schließlich der 2017er Chardonnay und der Rosé jeweils Gold auf der diesjährigen gewinnen, hat man die Gewissheit, dass hinter dem Bastard-Label ein kreativer Kopf steht, der richtig guten Stoff in Serie zu erzeugen vermag.

Die Mutter der Nilpferde ist die großartige Véronique Torcolacci. Sie setzt alles daran, ihre Hippos zu geschmacklich üppigen, saftigen und gaumenfreundlichen Wesen zu erziehen. Hauptberuflich ist Madame Torcolacci Chefönologin beim Maison Gabriel Meffre und damit für die luxuriöse Garde der Rhône-Weine von Hermitage bis Châteauneuf-duPape zuständig. Nebenbei darf sie mit den Fat Bastards auch dem gemeinen Volk Erquickung und Labsal spenden. Dafür arbeitet Véronique Torcolacci mit Vertragswinzern im ganzen französischen Süden zusammen. Der knackige der Bastard-Linie beispielsweise stammt von atlantisch geprägten Weinbergen in der Gascogne, der Syrah von den heißen, kargen Kalkböden des Minervois, der Pinot Noir aus kühleren Hanglagen des Massif Central. Jede Rebsorte findet so die für sie besten Bedingungen.

Aufmerksamen Beobachtern wird die Schreibweise FAT bastard auf dem Etikett aufgefallen sein. Das FAT soll nach Willen der Erfinder englisch und das bastard französisch ausgesprochen werden. Nimmt man das FAT als Hinwendung zur kulinarischen Popkultur und das bastard als Hommage an die große französische Rebentradition, dann ist das Geschmacksbild der Weine sehr treffend beschrieben.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Juni 2018)