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AOC Corbières - Grand Vin du Languedoc: Keine Spinner, nur Gewinner

Vignerons de Cascastel und Celliers d'Orfée

In Okzitanien mögen Jahrhunderte vergehen, aber vergessen wird nichts! Eine kleine Geschichte von Wein und Kultur.

Mon Dieu, das ist alles furchtbar lange her: Die Katharer oder Albigenser waren die größte religiöse Laienbewegung des Mittelalters. Im 12. Jahrhundert hatten sie besonders in Südfrankreich, damals genannt Occitanie (dt. Okzitanien), mit ihren Ideen von einer asketischen Lebensweise großen Erfolg. Vor allem das aufrührerische Treiben, den Zehnt als Kirchensteuer zu verweigern, brachte ihnen den erbitterten Widerstand der Kirchenfürsten ein.

Geblieben ist die Erinnerung – und diese ist immerhin so intensiv, dass die Bewohner Südfrankreichs anlässlich einer Neuordnung der Regionen ihren alten Namen wieder annahmen: Im Juni 2016 stimmten die Bürger bei einer Volksbefragung mehrheitlich für "Occitanie", Untertitel "Pyrénées-Méditerranée", was die Lage gut beschreibt.

Geblieben ist auch ein gewisser Widerstandsgeist, der bei den südfranzösischen Weinbauern immer wieder aufblitzt. Geblieben ist nicht, Dieu merci, der Hang zur Askese: Gutes Essen und guter Wein sind ein genuiner Bestandteil der Alltagskultur und westlich der Stadt Narbonne, malerisch eingerahmt von den Nachbargebieten Fitou, Minervois und dem Mittelmeer bietet die Appellation Corbières einige hervorragende Beispiele, was vor allem Weinkooperativen zu leisten imstande sind. Die Winzergenossen aus Cascastel zum Beispiel verfügen über sehr alte Rebstöcke in zum Teil ungewöhnlichen Höhenlagen bis 450 Meter. Die Wärme, die lange Reifeperiode und die kalkhaltigen Böden tun ihr übriges zu den exzellenten Bedingungen für Weinbau.

Neu hinzugekommen im Rindchen-Sortiment sind die Weinbauern der Vereinigung Celliers d’Orfée in Ornaisons. Und wie ihre Genossen in Cascastel haben sie Anfang der 90er Jahre kräftig investiert: Pneumatische Pressen, modernste Edelstahltanks und strikte Temperaturkontrolle – die Önologen wissen genau was sie tun und warum. Denn noch in den 1980ern lieferte das Gros der Winzer zwar massenhaft grundsolides Trinkmaterial, aber nichts von Belang.

Bis einige Winzer zur ortsüblichen revolutionären Tat schritten und – volles Risiko – eigene Flaschen vermarkteten. Das ließen die Kooperativen nicht auf sich sitzen und so begann eine wunderbare Qualitätsspirale – immer strikt aufwärts. Nur eines passierte nicht – wieder sei dem Herrn gedankt: die Winzergenossen hoben nicht ab und verlangten auch keine spinnerten Preise. Einen Zehnt verlangen von engagierten Weingenießern? Mais non – das kommt nicht infrage!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS August 2017)