Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Die Guten und die Edlen

Wo Bruno Kiefer auftaucht, fließt Energie. Die Weine aus Britzingen im Markgräflerland feiern Erfolge, zuletzt mit einer 90+ Punkteflut beim Wettbewerb Mondial des Pinotsin Genf. Das Herz des Ersten Kellermeisters schlägt für Burgunder – und den Lokalmatador Gutedel.

Herr Kiefer, trotz internationaler Prämierungen – in Deutschland wird
Ihnen als Genossenschaft wenig zugetraut. Was macht das mit Ihnen?
Bruno Kiefer: Das ärgert mich schon sehr. Vor allem für unsere Winzerinnen und Winzer. Der Aufwand, den sie im Weinberg betreiben, steht dem von VDP-Prädikatswinzern in nichts nach.
Dennoch liegen Sie im Preisniveau deutlich darunter.
So ist es nun mal. Einer unser Gutedel hat letztes Jahr zusammen mit einem Schweizer Chasselas einen Wettbewerb gewonnen. Gleiche Traube, gleiche Qualität – nur, dass der andere fast dreimal so teuer war.

In der Schweiz gilt der Gutedel als Edelrebe. Wieso ist er bei uns so wenig bekannt?
Vielleicht, weil die Markgräßer ihn lieber selber trinken. Von seiner Struktur, seiner dezenten Frucht und den schönen Walnussnoten kann der Gutedel durchaus mit den Burgundern mithalten. Obwohl: der 2020er
Weissburgunder "Aquae Villae" ist schon auch eine Offenbarung!
Wie erklären Sie das Erfolgsmodell Britzingen?
Der Hochschwarzwald beginnt hier bei uns. Wir herbsten zwei Wochen
später als am Kaiserstuhl, das heißt, mehr Zeit für die Aromabildung – bei ein bis zwei Prozent weniger Alkohol!
Im Keller stehe ich für Rückbesinnung. Mein Großvater hat immer gesagt: "Den Vi lasst man in Ruh’ bis in den Februar!". Unsere Weine bleiben lange auf der Feinhefe.
Hefen nehmen während der Gärung Aromen auf und geben sie danach langsam wieder ab.
Das gilt besonders bei Spontangärung.
Sie arbeiten als Genossenschaft mit Spontangärung?
Wie war das mit den Vorurteilen? (lacht) Bei unserm Gutedel ist rund ein Drittel spontan vergoren, beim Weißburgunder die Hälfte. Beim Aromenaufbau geht für mich nichts über die traubeneigenen Hefen aus dem Weinberg.
Mich beeindruckt, wie Sie Energie und Gelassenheit miteinander verbinden. Vorhin im Keller hat ein Kollege Sie versehentlich von oben bis unten mit Wein bespritzt. Sie sind völlig ruhig geblieben.
Na ja, wer sonst kann schon mit dem Wein duschen?


— Interview Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Februar 2022)