Brandtneu

Weingut Brandt

Es würde uns nicht wundern, wenn Markus Brandt demnächst auch noch den Warp-Antrieb entwickelt oder eine Zeitmaschine bastelt. Bei so viel Innovationskraft und Tatendrang.

Jährlich aufs Neue stehen wir im Rindchen- Hauptquartier am Verkostungstisch vor seinen halbvollen Probeflaschen und schweigen uns an. Schulterzuckend, staunend, total baff. Und sind froh, dass er kein Profisportler geworden ist sondern Winzer.

Radrennfahrer wollte Markus eigentlich werden, fuhr im Amateurbereich. Doch wenn die Familie ein Weingut besitzt, muss man sich eben irgendwann entscheiden und so machte er eine Winzerlehre. Es folgt ein Diplom in Geisenheim, welches er 2015 erlangt. Oder 2016. "Sorry, so genau weiß ich des ned mehr", lacht er. Denn da leitet der Rheinhesse den elterlichen Betrieb bereits einige Jahre. Hat umgestellt vom Fassweingeschäft auf Gutsabfüllungen. "Für mich fand die wichtigste Wissensvermittlung eh zu Hause statt", gibt er preis. "Das eigene Gut von innen neu kennenzulernen und von außen zu betrachten." Akribisch entwickelt er das Potential seiner Spitzenlagen. Die Qualität geht sprunghaft nach oben. Auch 2019 abermals, bei seinem zehnten Jahrgang.

Ein Paradebeispiel hierfür ist seine Cuvée "Grenzenlos". Die weltweit einzige Komposition aus , Muskateller und Schönburger. Ein Exot? Auf jeden Fall ein Erlebnis, eine Ausnahmeerscheinung. Markus dazu: "Ich mag halt Weine, die man aufmacht, und dann muss man erstmal etwas nachdenken." In unserem Fall, ob man nicht gleich die zweite Flasche öffnet, derart unbändig ist der Trinkfluss.

Für seinen ersinnt er gleich die neue Kategorie Fumé. Nun, etwas Feuerstein ist dem Wein nicht abzusprechen. "Für mich bedeutet das Holzeinsatz, verbunden mit kräutrig-rauchiger Würze, wie beim Pouilly Fumé", erklärt er. Eine Spitzenappellation für zwar, aber sei’s drum. Ein grandioser Wein ist es allemal. Aus den Sahnelagen Bechtheimer Stein und Hesslocher Liebfrauenberg. Handgelesen und 8 Monate im gebrauchten Barrique gereift – unglaublich tiefgründig.

Auch für 2021 hat er schon wieder neue Ideen. Doch die sind noch nicht spruchreif. Trinkreif sind dafür seine sensationellen 2019er Tropfen. Freuen Sie sich drauf!

Roman Bergold
WEIN-NEWS Oktober 2020