Size doesn't matter! - Riesling aus dem Rheingau

Winzer Jürgen Wagenitz hat diesen Spruch nicht erfunden, aber er lebt ihn. Auf zwei Hektar Weinbergen rund um Geisenheim.

Nur um die Sache noch mal zu verbildlichen: Das Weingut George mit Jürgen Wagenitz und Ehefrau Jutta (geb. George) an der Spitze verfügt über zwei Hektar Weinberge – das ist eine Fläche von 200 mal 100 Meter, verteilt auf vier Lagen. Auf die Frage, ob das nicht sehr klein sei, schmunzelt der Winzer: "Wenn man davor steht, ist das doch ganz schön groß. Und außerdem haben wir uns mehr als verdoppelt!" Jetzt reicht das Schmunzeln schon von Ohr zu Ohr, denn er und seine Frau haben 1994 mit 0,7 Hektar begonnen. Und waren übrigens mit ihrem ersten Jahrgang 1995 auf der 1. VINORELL, die Hausmesse von Rindchen’s Weinkontor, die in Rellingen ihren Ursprung hat.

Für Jutta und Jürgen Wagenitz passt die Größe genau ins Konzept. Er arbeitet drei Tage in der Woche als Weinberater in und in dieser Zeit schaut sie in den Weinbergen nach dem Rechten. Wenn es passt, fassen die Söhne Jan (25), Jens (21) und Julius (17) mit an – ein Familienbetrieb im Wortsinne. Der große Vorteil: Man ist mit jedem Weinstock, mit jeder Traube persönlich bekannt. Der Kern der Unternehmensphilosophie ist die tiefe Liebe zum . Und die wichtigste Methode, einen typischen George-Riesling auf die Flasche zu bekommen, ist die späte Lese: "Es geht darum, die größtmögliche physiologische Reife zu erzielen. Ein Riesling darf Säure haben, ganz klar, aber eingebettet in Frucht und Mineralität", sagt Jürgen Wagenitz.

Und weil die Lust am Experiment auch im 19. Berufsjahr ungebrochen ist, gibt es vom Weingut George den "Mephisto" mit seiner einzigartigen Herstellungsmethode: Eine besondere Parzelle des Rüdesheimer Bischofsberges wird noch später als spät geerntet. Diese Trauben werden unverletzt und einschließlich der Stiele in einen Gärbottich gegeben, der anschließend bis oben hin mit bereits gärendem Most aufgefüllt wird. Zehn Tage lang arbeitet sich der gärende Wein durch die Schalen hindurch und entzieht den Trauben Zucker. Anschließend wird der Jungwein abgezogen und der restliche Saft aus den Trauben gepresst. Heraus kommt am Ende ein richtig trockener Rheingauer mit nur 0,7 g Restzucker – ein ganz besonderes Trinkerlebnis.

Jutta und Jürgen Wagenitz bearbeiten akribisch ihre Rüdesheimer und Geisenheimer Spitzenlagen, die Weine sind blitzsauber, kristallklar und geben immer Zeugnis über ihre Herkunft. Sie beweisen Jahr für Jahr: Es zählt eben Klasse, nicht Größe!

Wendelin Niedlich

(WEIN NEWS Oktober 2013)