Alte Geschichten vom jungen Talent

Weingut Klosterhof Schwedhelm

Schon seit Jahren begleiten einige von Ihnen gemeinsam mit uns den märchenhaften Aufstieg des Weingutes Schwedhelm aus dem Zellertal. Für mich ist das eine ganz besondere Geschichte – reicht sie doch tief in die Vergangenheit und rührt an die Wurzeln von Rindchen’s Weinkontor.

Ab Mitte der 1970er-Jahre geschah es, dass der Winzer Bernhard Schwedhelm aus dem pfälzischen Zellertal sich des Öfteren per VWBus nach Bremerhaven aufmachte, um per Sammelbestellung meine Eltern samt deren Freunden und Kollegen (alles Lehrer) zu beliefern. Nachmittags wurden die Weine auf dem Schulhof verteilt, abends gab es dann für Vater und Mutter eine Weinprobe daheim, für meine Schwester und mich je eine Tafel Schokolade als Dank für Kost und Logis. Verliebt hatten sich meine Eltern in die Schwedhelm-Weine in der Weinstube "Zur Waldesruh" meines Onkels Otto und meiner Tante Hertha in Hengsberg bei Pirmasens, dem Dorf, aus dem alle Rindchens ursprünglich stammen. Otto, eine ausgefuchste Weinnase, und Bernhard sind also verantwortlich dafür, dass ich als gerade 18-jähriger Schüler mit einem väterlichen Kredit den VW-Bus "Traugott" erwarb und begann, Weine von der Pfalz nach Bremerhaven zu karren. Die Verbindung zu Schwedhelms ruhte dann jedoch, bis ich anno 2007 schaute, was sich im Zellertal getan hatte. Eine ganze Menge!

Just und zufällig zum Zeitpunkt unseres Besuches hatte der junge, brennend ehrgeizige Stephan Schwedhelm, mit einem Schnitt von 1,3 gerade als jahrgangsbester Absolvent der Geisenheimer Weinhochschule entronnen, das Zepter im elterlichen Betrieb übernommen und war dabei, die ersten Kühlplatten zur temperaturkontrollierten Gärung in den alten Betontanks nachzurüsten. Seitdem ist bei Schwedhelms kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Das Weingut ist top-modern ausgestattet, blitzende Edelstahltanks und gepflegte Barriques wetteifern miteinander, eine schicke Vinothek mit Panoramablick über das Zellertal wurde unlängst eröffnet. Mit kristallklaren, geschliffenen Gewächsen stürmen Stephan und Bruder Georg (der BWLer ist inzwischen auch ins heimische Gut eingestiegen), nach wie vor tatkräftig unterstützt von den Eltern Gisela und Bernhard, die Weinkarten der Toprestaurants, führende Sommeliers zählen zu ihren eingeschworenen Fans und der altehrwürdige VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) ernannte sie vor zwei Jahren hochoffiziell zu "Jungen Talenten der ".

Mit dem brillant gelungenen Jahrgang 2014 markiert Stephan den bisherigen Höhepunkt seines Schaffens – und obwohl die Weine mittlerweile sehr begehrt und oft rasch vergriffen sind, konnten wir wieder einige Prachtexemplare für Sie ergattern. Manchmal hilft es halt doch, wenn man sich seit vier Jahrzehnten kennt…

Gerd Rindchen
(WEIN NEWS Juli 2015)