Dry January Weine Januar 26

Die Wahrheit über alkoholfreien Wein

Beginnen wir mit der Definition. Wein darf nur Wein heißen, wenn er aus vergorenen Trauben besteht. Alkoholfreier Wein muss also zwingend zunächst Alkohol enthalten, der ihm dann entzogen wird. Darum ist der rechtlich korrekte Begriff auch "entalkoholisierter Wein". Es gibt viele andere Getränke aus Traubenmost, wie beispielsweise Verjus oder Mischungen aus Most und Tee, die nie Alkohol enthalten haben und deshalb auch nicht als Wein gelten.

Ab wann gilt ein Wein als alkoholfrei?

Nach geltendem Recht muss der Alkoholgehalt unter 0,5 % vol Alkohol liegen, damit ein Wein als "alkoholfrei" bezeichnet werden darf. Wem dieser Wert zu hoch ist, sollte darauf achten, dass 0,0 % auf dem Etikett steht. Nur in diesem Fall ist der Wein tatsächlich ohne Alkohol, bzw. liegt der Gehalt unter 0,03 %.

Wie wird dem Wein der Alkohol entzogen?

Das gängige Verfahren zum Entalkoholisieren ist die Vakuumdestillation. Unter Vakuumbedingungen verflüchtigt sich Alkohol schon bei Temperaturen ab 30 °C. Viele Aromastoffe bleiben bei diesen Temperaturen stabil, das Vakuum gilt deshalb als aromaschonend.
Eine Sonderform der Vakuumdestillation ist die Schleuderkegelkolonne. Dabei werden die unterschiedlichen Siedepunkte von Aromastoffen und Alkohol genutzt. Erst werden leichtflüchtige Aromastoffe mittels Wärme und Rotation bei niedrigen Temperaturen herausdestilliert und aufgefangen. Erst dann beginnt die Alkohol-Destillation bei höheren Temperaturen. Die Aromastoffe, die bei der einfachen Vakuumdestillation mit dem Alkohol entwichen wären, können so dem entalkoholisierten Wein wieder zugesetzt werden.
Beim dritten Verfahren kommen Membrane zum Einsatz, durch die Alkohol und Wasser unter hohem Druck diffundieren – die sogenannte Umkehrosmose. Zurück bleiben die Aromastoffe. Da dies bei Normaltemperatur geschieht, bleiben die meisten Aromen vollständig erhalten. Die Membran-Verfahren gelten deshalb als zukunftsweisend. Das Wasser-Alkohol-Gemisch wird danach – meist per Vakuumdestillation - entalkoholisiert und auch hier die Aromen danach wieder zugesetzt.

Es geht um die Aromen im alkoholfreien Wein!

Bei jeder Entalkoholisierung werden dem Wein nicht nur Alkohol, sondern auch Aromen entzogen. Je weniger Aromen entweichen oder zerfallen, bzw. je mehr der entwichenden Aromen aufgefangen und wieder rückgeführt werden, desto besser schmeckt der alkoholfreie Wein. In den letzten Jahren wurden hier große technische Fortschritte erzielt – und die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Galt alkoholfreier Wein früher eher als Notbehelf, lässt sich heute feststellen: Die Weine schmecken! Rebsorten lassen sich klar unterscheiden und bei den besten Weinen kann man die Herkunft zumindest erahnen.

Süße sorgt für Körper

Alkohol gibt dem Wein Körper, also Mundfülle und Textur. Auch sorgt Alkohol für Schmelz und er ist für viele Aromen ein Geschmacksträger. Schließlich trägt Alkohol die Aromen über den Gaumen hinaus – er gibt dem Wein Länge. In alkoholfreien Weinen übernimmt all diese Aufgaben die Mostsüße. In der Regel haben alkoholfreie Weine Süßewerte von 30-40 Gramm pro Liter. Zum Vergleich: ein trockener deutscher Weißwein hat maximal 9 Gramm Restsüße. Dennoch schmecken alkoholfreie Weine nicht lieblich - sondern vom Mundgefühl trocken oder halbtrocken. Das liegt u.a. an der höheren Säure: Mit dem Alkohol verliert der Wein auch Menge und damit steigt relativ der Säureanteil.

Gibt es alkoholfreien Sekt?

Kurze Antwort: nein! Bei Sekt, aber auch Champagner, Prosecco, Cava oder Crémant muss die enthaltende Kohlensäure zwingend bei der Gärung entstanden sein. Es gibt bisher kein technisches Verfahren, um einen Sekt zu entalkoholisieren, ohne dass die Kohlensäure entweicht. Bei alkoholfreien Sparklings wird die Kohlensäure deshalb nachträglich zugesetzt. Übliche Bezeichnungen sind daher Wortungetüme wie "Entalkoholisierter Schaumwein mit zugesetzter Kohlensäure" oder "Schäumendes Getränk aus entalkoholisiertem Wein".

Alkoholfreier Biowein

Gute Nachrichten: seit Frühjahr 2025 dürfen alkoholfreie Weine das Bio-Label tragen. Die Anforderungen an die technischen Verfahren sind dabei deutlich strenger als bei konventionellen Weinen.

Warum ist alkoholfreier Wein im Verhältnis teurer?

Viele denken: Wein ohne Alkohol müsste doch günstiger sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Entalkoholisierung ist ein zusätzlicher und aufwändiger Prozessschritt. Gerade bei den kleinen Chargen von individuell arbeitenden Winzern bedeutet dies einen erheblichen Kostenfaktor. Auch verliert der Wein mit dem Alkohol im Verfahren gut 15 % seines Volumens, was bei der Preisfindung zu berücksichtigen ist.

Keine Herkunft auf dem Etikett

Beim Wein schaut man nach der Herkunft: Pfalz, Rhône oder Chianti, vielleicht sogar eine besondere Lage lassen Rückschlüsse auf den Geschmack zu. Entalkoholisierter Wein jedoch gilt als Lebensmittel und alle Herkunftsangaben außer dem Land der Abfüllung sind bisher nicht erlaubt. Das geht so weit, dass die Rebsorte Grauburgunder nicht auf dem Etikett stehen darf, weil der Name auf das Burgund verweist.

Rechtliche Unschärfen

Die Gesetzgebung hinkt den technischen Entwicklungen hinterher und auch zwischen nationaler und EU-Gesetzgebung läuft längst nicht alles reibungsfrei. Um auf der sicheren Seite zu sein, wählen manche Erzeuger deshalb Begriffe wie "nach Art von Sauvignon Blanc", weil rechtlich unklar ist, ob die Rebsorte bei bestimmten technischen Verfahren auf dem Etikett stehen darf. Auch der Begriff "Aromatisiertes Getränk auf Basis entalkoholisierten Weins" ist eine Krücke, um neue Methoden der Aromarückführung (siehe unter "Wie wird alkoholfreier Wein erzeugt?") rechtlich auf der sicheren Seite zu vermerken.

Ab wann gilt ein Wein als alkoholfrei?

Nach geltendem Recht muss der Alkoholgehalt unter 0,5 % vol Alkohol liegen, damit ein Wein als "alkoholfrei" bezeichnet werden darf. Wem dieser Wert zu hoch ist, sollte darauf achten, dass 0,0 % auf dem Etikett steht. Nur in diesem Fall ist der Wein tatsächlich ohne Alkohol, bzw. liegt der Gehalt unter 0,03 %.

Wie wird dem Wein der Alkohol entzogen?

Das gängige Verfahren zum Entalkoholisieren ist die Vakuumdestillation. Unter Vakuumbedingungen verflüchtigt sich Alkohol schon bei Temperaturen ab 30 °C. Viele Aromastoffe bleiben bei diesen Temperaturen stabil, das Vakuum gilt deshalb als aromaschonend.
Eine Sonderform der Vakuumdestillation ist die Schleuderkegelkolonne. Dabei werden die unterschiedlichen Siedepunkte von Aromastoffen und Alkohol genutzt. Erst werden leichtflüchtige Aromastoffe mittels Wärme und Rotation bei niedrigen Temperaturen herausdestilliert und aufgefangen. Erst dann beginnt die Alkohol-Destillation bei höheren Temperaturen. Die Aromastoffe, die bei der einfachen Vakuumdestillation mit dem Alkohol entwichen wären, können so dem entalkoholisierten Wein wieder zugesetzt werden.
Beim dritten Verfahren kommen Membrane zum Einsatz, durch die Alkohol und Wasser unter hohem Druck diffundieren – die sogenannte Umkehrosmose. Zurück bleiben die Aromastoffe. Da dies bei Normaltemperatur geschieht, bleiben die meisten Aromen vollständig erhalten. Die Membran-Verfahren gelten deshalb als zukunftsweisend. Das Wasser-Alkohol-Gemisch wird danach – meist per Vakuumdestillation - entalkoholisiert und auch hier die Aromen danach wieder zugesetzt.

Es geht um die Aromen im alkoholfreien Wein!

Bei jeder Entalkoholisierung werden dem Wein nicht nur Alkohol, sondern auch Aromen entzogen. Je weniger Aromen entweichen oder zerfallen, bzw. je mehr der entwichenden Aromen aufgefangen und wieder rückgeführt werden, desto besser schmeckt der alkoholfreie Wein. In den letzten Jahren wurden hier große technische Fortschritte erzielt – und die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Galt alkoholfreier Wein früher eher als Notbehelf, lässt sich heute feststellen: Die Weine schmecken! Rebsorten lassen sich klar unterscheiden und bei den besten Weinen kann man die Herkunft zumindest erahnen.

Süße sorgt für Körper

Alkohol gibt dem Wein Körper, also Mundfülle und Textur. Auch sorgt Alkohol für Schmelz und er ist für viele Aromen ein Geschmacksträger. Schließlich trägt Alkohol die Aromen über den Gaumen hinaus – er gibt dem Wein Länge. In alkoholfreien Weinen übernimmt all diese Aufgaben die Mostsüße. In der Regel haben alkoholfreie Weine Süßewerte von 30-40 Gramm pro Liter. Zum Vergleich: ein trockener deutscher Weißwein hat maximal 9 Gramm Restsüße. Dennoch schmecken alkoholfreie Weine nicht lieblich - sondern vom Mundgefühl trocken oder halbtrocken. Das liegt u.a. an der höheren Säure: Mit dem Alkohol verliert der Wein auch Menge und damit steigt relativ der Säureanteil.

Gibt es alkoholfreien Sekt?

Kurze Antwort: nein! Bei Sekt, aber auch Champagner, Prosecco, Cava oder Crémant muss die enthaltende Kohlensäure zwingend bei der Gärung entstanden sein. Es gibt bisher kein technisches Verfahren, um einen Sekt zu entalkoholisieren, ohne dass die Kohlensäure entweicht. Bei alkoholfreien Sparklings wird die Kohlensäure deshalb nachträglich zugesetzt. Übliche Bezeichnungen sind daher Wortungetüme wie "Entalkoholisierter Schaumwein mit zugesetzter Kohlensäure" oder "Schäumendes Getränk aus entalkoholisiertem Wein".

Alkoholfreier Biowein

Gute Nachrichten: seit Frühjahr 2025 dürfen alkoholfreie Weine das Bio-Label tragen. Die Anforderungen an die technischen Verfahren sind dabei deutlich strenger als bei konventionellen Weinen.

Warum ist alkoholfreier Wein im Verhältnis teurer?

Viele denken: Wein ohne Alkohol müsste doch günstiger sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Entalkoholisierung ist ein zusätzlicher und aufwändiger Prozessschritt. Gerade bei den kleinen Chargen von individuell arbeitenden Winzern bedeutet dies einen erheblichen Kostenfaktor. Auch verliert der Wein mit dem Alkohol im Verfahren gut 15 % seines Volumens, was bei der Preisfindung zu berücksichtigen ist.

Keine Herkunft auf dem Etikett

Beim Wein schaut man nach der Herkunft: Pfalz, Rhône oder Chianti, vielleicht sogar eine besondere Lage lassen Rückschlüsse auf den Geschmack zu. Entalkoholisierter Wein jedoch gilt als Lebensmittel und alle Herkunftsangaben außer dem Land der Abfüllung sind bisher nicht erlaubt. Das geht so weit, dass die Rebsorte Grauburgunder nicht auf dem Etikett stehen darf, weil der Name auf das Burgund verweist.

Rechtliche Unschärfen

Die Gesetzgebung hinkt den technischen Entwicklungen hinterher und auch zwischen nationaler und EU-Gesetzgebung läuft längst nicht alles reibungsfrei. Um auf der sicheren Seite zu sein, wählen manche Erzeuger deshalb Begriffe wie "nach Art von Sauvignon Blanc", weil rechtlich unklar ist, ob die Rebsorte bei bestimmten technischen Verfahren auf dem Etikett stehen darf. Auch der Begriff "Aromatisiertes Getränk auf Basis entalkoholisierten Weins" ist eine Krücke, um neue Methoden der Aromarückführung (siehe unter "Wie wird alkoholfreier Wein erzeugt?") rechtlich auf der sicheren Seite zu vermerken.