Trinkt Meer Wein!

Salz auf den Lippen, Meeresrauschen und Sonne auf der Haut – viel besser geht’s nicht. Dazu noch ein paar Tropfen, die ohne das Meer  nur halb so gut wären. Wir stellen vor: Weine mit Meerblick.

Die edle Weinrebe (Vitis vinifera Subspezies vinifera) ist eine erstaunliche Pflanze: Sie lebt auf Höhe Null – und wenn es sein muss auch auf 3000 Metern. Sie mag die Südinsel Neuseelands und wird auch kurz vor Oslo noch angetroffen. Ob es sich um satten Lehmboden oder den nackten Stein handelt – sie wächst. Ob es im Sommer knallheiß ist oder gemäßigt – egal. Auch da wo der Mensch längst anfängt zu nölen, zum Beispiel in Nordwestspanien: Atlantische Tiefausläufer, Stürme aus der Biskaya – na und? Sie gedeiht! Und das Schöne ist: das raue galicische Klima bekommt z.B. der Rebsorte Treixadura richtig gut und sorgt für eine ganz eigene frische und mineralische Ausprägung, die im Sommer einfach wunderbar ankommt.

Dass sich auch der Pfälzer Sven Klundt in unsere Runde verirrt hat, ist beileibe kein Irrtum: Der Name "Mehr Meer" spielt darauf an, dass die Südpfalz früher Teil eines Urmeeres war. Noch heute finden sich in der Landschaft die Abrisskanten früherer Küsten. In den Sedimenten können versteinerte Muscheln oder Krustentiere entdeckt werden. Diese kalkhaltigen Schalen bilden die Basis für den Boden auf dem die Reben wachsen – und sie sorgen für den unverkennbaren Geschmack. Diese feine mineralische Ader ist eine perfekte Ergänzung zu Meeresfrüchten, Kabeljau, Matjes oder Lachs. Womit sich der Kreis schließt… 

Nicht direkt am Meer, aber doch in 20 Kilometern Sicht- und Fühlweite hat es sich Italiens ziemlich unterschätzte Rebsorte Verdicchio in der Region gemütlich gemacht. Es handelt sich um eine privilegierte Halbhöhenlage mit Meerblick zwischen den Monti Sibillini (2476 m hoch!) und der Adria. Rund um Matelica genießt die Verdicchio-Rebe sowohl die tägliche Wärme als auch die abendliche Kühle. Und das Weingut Belisario gehört zu den Top-Adressen der Region.

Der letzte im Bunde hält zwar ein wenig Abstand zum Meer, aber dennoch lässt sich der Einfluss des großen blauen Wassers und v.a. der kühlenden Winde nicht leugnen. Die Rebsorte Falanghina gedeiht prächtig in den stark kalkhaltigen Terroirs des Landstrichs um den kleinen kampanischen Ort Fontanavecchia. Das gleichnamige Weingut unter Leitung der hochbegabten Hände von Libero Rillo bietet einen Tropfen, der in seiner mineralisch geprägten, fast salzigen Sinnlichkeit ein hohes Suchtpotenzial entfaltet. Nicht zufällig nannten die Römer diese Region "Campania Felix" – glückliches Kampanien.

Und damit Sie mal in den Genuss all dieser aufregenden Meerlinge kommen, haben wir zwei Probierpakete geschnürt, die niemals für Ebbe im Portemonnaie sorgen. Viel Meer geht nicht!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS Juni 2018)