Toros von Camparrón

Bodegas Francisco Casas

Das spanische Toro gilt als angesagter -Hotspot. Inmitten des Rummels bewahren die Bodegas Casas Ruhe und Kraft.

Es gibt diese Daten, die eine ganze Region auf den Kopf stellen. Im überaus beschaulichen Toro nahe der portugiesischen Grenze war es der September 2000. Da führte das staatliche Institut IMIA den Nachweis, dass sich hinter der lokalen Rebsorte Tinta de Toro eine sehr alte, äußerst wertvolle Spielart der spanischen Edelrebe verbirgt. Einige tausend Hektar zumeist uralter Weinberge, die bis dato unbeachtet vor sich hin schlummerten, standen über Nacht im Fokus der Weinwelt und ihrer großen Investoren. Tempranillo war schon damals außerordentlich gefragt, es gab Neupfl anzungen allerorten. Aber Toro bot das, was man mit Geld nicht kaufen kann: Tradition, Eigenständigkeit und einen Namen wie geküsst für spanischen Rotwein! Schnell entwickelte sich Toro vom "Weinwunder" zu einer ernst zu nehmenden Größe und wird heute qualitativ in einem Atemzug mit der und der gehandelt.

Einer der wenigen Erzeuger, der schon vor 2000 fest in der Region verwurzelt war, sind die Bodegas Casas. Seit über einem halben Jahrhundert füllt die Familie ihren "Camparrón" von eigenen Trauben. Für ihre Crianza und das Flaggschiff "Pintura de Rubens" können sie auf bis zu hundertjährige Weinstöcke zurückgreifen. Viele der Reben stehen noch "en vaso", also in der niedrigen, mühsam zu bearbeitenden Buschform. Nichts für Menschen mit Rücken.

Nun gibt es endlose Beispiele von alteingesessenen Weingütern, die inmitten eines rasanten Wandels vor Ehrwürdigkeit verstauben. Nicht so die Casas, namentlich Eduardo Casas, der den Familienbetrieb heute leitet. Mit hohem Risiko hat er in Technik und Barrique-Keller investiert und versicherte sich der Zusammenarbeit von Jesús Garcia, einem der angesehensten Önologen der Region. Intensive Weinbergarbeit wie eine manuelle nächtliche Lese rundet das Qualitätsprofi l ab. Doch an einer Stelle verweigern sich die Casas dem Sprung in die neue Ära. Ihre Preise verharren standhaft in den geruhsamen Zeiten vor dem Boom. Wer will es ihnen verdenken?

— Gotthard Scholz
WEIN NEWS Juni 2020