Terra Mallorca

Can Axartell war als Ruhesitz mit Weinberg geplant. Dann kam Joan Manuel Ochogavia dazu und es entstand das wohl spannendste Weinprojekt Mallorcas.

Jede der 365 Stufen auf den Kalvarienberg lohnt sich. Von der Wallfahrtskapelle öffnet sich ein atemberaubender Blick auf das Tramuntana-Gebirge und zum meerumtosten Cap Formentor, dem nördlichsten Punkt Mallorcas. Unten liegt Pollença, berühmt für den schönsten Markt der Insel. Durch die zerklüftete Hügellandschaft nahe der Stadt führt – vorbei an der Peter Maffay Stiftung – der Weg nach Can Axartell. Der Hamburger Hans-Peter Schwarzkopf hat die traditionsreiche Finca seit der Jahrtausendwende zum Weingut geformt.

"Die ersten Weinberge wurden mit französischen Edelreben wie Syrah und Merlot bestockt", sagt Kellermeister Joan Manuel Ochogavia. "Sie bilden das Rückgrat. Als ich vor elf Jahren dazukam, legten wir den Fokus auf die heimischen Rebsorten." In Zusammenarbeit mit der Universität Palma wird auf Can Axartell das fast vergessene kulturelle Weinerbe Mallorcas wiederbelebt. Zu autochthonen roten Reben wie Callet gesellen sich die weißen Prensal oder Giró Ros.

Joan Manuel Ochogavia stammt aus Pollença, sein Großvater betrieb eine Schafzucht. "Als ich ein Kind war, gab es hier keine Weinberge", erzählt er. "Mallorcas Weinbau ist im Aufbruch. Überall an den Ausläufern der Tramuntana, aber auch im Südosten gibt es junge Weingüter, die sich gegenseitig pushen." Die Qualitätssprünge sind enorm, die Stilvielfalt ebenso. Wie also schmeckt Mallorca? "Ich könnte jetzt sagen nach Meer, Sonne und Mastixsträuchern, was irgendwie auch stimmt", antwortet der Önologe. "Aber wir haben uns entschieden, Mallorca selbst die Antwort geben zu lassen." Von Beginn an setzt Can Axartell auf biologische Bewirtschaftung, die Böden haben nie künstlichen Dünger gesehen. Extrem steinige, kalkhaltige Böden geben den Roten ihre Textur und Tiefe. Die weißen Reben stehen auf wasserspeicherndem Lehm, was den Weinen ihre hart erkämpfte Frische verleiht. Im Keller folgen alle Prozesse der Schwerkraft, kein mechanischer Stress zerstört die wertvollen Aromaverbindungen.

Sie dürfen also sicher sein: Alles, was Ihnen aus dem Glas entgegenströmt, ist die pure Schönheit der Terra Mallorca!

– Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Juli 2022)