Liegender Akt - Sinnliche Cavas für die Hitze der Nacht

Weingut Masia Puigmoltó

Volksabstimmungen sind ja in letzter Zeit ein wenig in Verruf geraten. Als alter Anhänger der Basisdemokratie möchte ich hier von einem gelungenen Beispiel berichten, das auch Ihr Genussleben entscheidend bereichert. Seit Jahr und Tag suchen wir bei Rindchen schon nach einem Rosé-Cava. Unser Einkauf neigt, wie Sie wissen, zum Perfektionismus, eine für gewöhnlich hochlöbliche Grundhaltung. Doch im konkreten Fall fanden wir ewig nix Passendes. Unlängst begab sich nun die gesamte Rindchen-Schar mit Ryanair auf Betriebsausflug nach , um die sauer erarbeiteten Profite in luxuriösen 6-Bett-Hostel-Zimmern zu verprassen. Dabei gastierten wir auch bei Jordi Ventosa, dem kreativen Kopf des jungen Cava-Gutes Masia Puigmoltó.

Jordi Ventosa ist ein Genie des Machbaren. Den riesigen, 15 Meter unter der Erde befindlichen Flaschenreifekeller hat er sich zum Beispiel von der spanischen Eisenbahn schenken lassen. Die hatte für die Schnellstrecke Barcelona-Madrid zu viele Tunnelelemente gebaut und war froh, dass Jordi ein paar davon für lau abnahm. Sonderlich heimelig fühlt man sich nicht in dem Keller – aber das ist den Flaschen egal und den Preisen tut es gut! Jedenfalls hat uns Jordi Ventosa im sonnigen Gutsgarten dann erst seinen begnadeten Cava "Nu Allongé" – Liegender Akt – eingeschenkt, um anschließend mit der Rosé-Variante nachzulegen. Was soll ich sagen? Wir fühlten uns wohlig hingestreckt wie der Akt auf den Etiketten. Als Jordi dann fragte, was wir denn von seinen in traditioneller Flaschengärung erzeugten Elixieren halten würden, wartete die Kollegenschar erst gar nicht das Votum der Zuständigen ab, sondern begann mit "Einkaufen, einkaufen!"-Rufen. Basisdemokratie kann dann funktionieren, wenn alle Beteiligten über das nötige Wissen verfügen und sich in ihren Entscheidungen dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen. Was das angeht, versichere ich Ihnen, dass die Kolleginnen und Kollegen es echt drauf haben. Und wir haben immer nur an Ihr Wohl gedacht!

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS August 2016)