Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Höhenrausch

Auf stolzen 1000 Metern zeigt die Rebsorte Garnacha ganz neue, faszinierende Seiten.

Der Rebsorte Garnacha ergeht es wie so mancher Schauspielerin: Sie soll eine Rolle erfüllen, die sich immer im molligen, unkomplizierten Geschmacksbild bewegt. Das Charakterfach bleibt anderen Reben vorbehalten. Zu Unrecht, meint eine neue Generation von Winzern. Sie führt die Garnacha buchstäblich in höchste Höhen und konfrontiert sie mit hartem Granit oder Schiefer. Die Rebe bleibt auch in diesen Extremsituationen aromatisch erstaunlich entspannt, doch entwickelt sie gleichzeitig ungeahnte Facetten.

Einer, der fest an die Garnacha glaubt, ist Chuchi Soto. Er folgte ihr in die abgeschiedene Bergwelt der DOP Cebreros westlich von Madrid, wo er in bis zu 1100 Meter Höhe uralte Weinstöcke auf Granitböden entdeckte und für sein Projekt Soto Manrique behutsam restaurierte. Auch im Keller ist Chuchi Soto Neo-Klassiker. Er setzt auf die spontane Gärung in ’atmenden’ Betontanks und die anschließende Reife im großen und somit geschmacksneutralen Holzfass. So gelingt ihm "La Transición" – der direkte Übergang des Terroirs in die Flasche. Diesem außergewöhnlichen Wein attestierte der große Robert Parker einen unschlagbaren Preis. Persönlich verbindet Chuchi Soto wenig mit Javier Cubero. Hier der unabhängige Geist und Projektemacher, dort der bodenständige Familienwinzer in fünfter Generation. Gemeinsam ist ihnen die Arbeit mit alten Garnacha-Rebstöcken – bei den Bodegas Cubero in der DOP Calatayud teilweise bereits 1934 auf rotem Schiefer gepflanzt! – in extremen Höhenlagen. Für Javier Cubero allerdings sind moderne Stahltanks und der Ausbau in Barriques schlicht unabdingbar. Sein "Stylo" wirkt somit internationaler, besticht mit reifer Frucht und zarter Holzwürze. Doch unter der Oberfläche birgt auch dieser Garnacha positive Überraschungen.


 Sind Sie bereit für die Tiefe, die von den Höhen kommt?

— Gotthard Scholz

(WEIN NEWS Oktober 2021)