Bodenständiges vom Energiebündel

Casa Agricola Alexandre Relvas

Fast aus dem Nichts hat die Familie Relvas ein erfolgreiches Weingut geschaffen. Aber nicht mit billigen Kopien, sondern mit eigenständigen Weinen.

Für Alexandre Relvas Senior hat die deutsche Sprache keinen passenden Begriff. Das französische Entrepreneur ist schon ganz gut. England steuert den Selfmademan dazu. Drei weitere deutsche Worte schaffen Klarheit: Macher, Praktiker und Energiebündel. Sein Lebenslauf ist bunt: Hochschullehrer, Kunststofffabrikant, Investitionsbanker, Kunstförderer und Politiker. Aber es war immer noch Energie übrig. Und als sein Blick auf das 175- Hektar-Landgut Herdade de São Miguel fiel, kam nach einigen Jahren Aufbauarbeit noch etwas hinzu: Stolzer Besitzer eines Weingutes.

Glücklicherweise fällt der Apfel nicht weit vom Stamm: Für die Weinbereitung zuständig ist Sohn Alexandre Relvas jr., der in Weinbau studiert hat. In einem Punkt ist der Junge stockkonservativ: Er hütet den großen Schatz autochthoner, also eigenständiger, nur hier beheimateter Rebsorten, von denen mehr hat als jede andere Weinnation. "Andere Länder meinten von Bordeaux zu lernen, indem sie kopierten", sagt der Junior. "Was wir von Bordeaux lernen, ist, ganz auf unsere eigenen Reben und unsere Böden zu setzen."

Was direkt zum Stichwort Bodenständigkeit führt: Alexandre Relvas jr. kann nicht nur spielend edle, teure Weine bereiten, die denen im in Nichts nachstehen. Er kann auch den Atlântico. Ob frischer oder geschmeidiger – Sie müssen kein Vermögen ausgeben, um einen Klassewein aus dem Alentejo zu trinken. Und weil wir wissen, dass nur die Harten in den Garten kommen, haben wir die Bag-in-Box gleich dazu gestellt – zum Angrillen!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS März 2016)