Schubert: Gaumen in Euphorie

Große Burgunder sind unerschwinglich. Nur der beste Pinot Noir der Welt ist bezahlbar. Klar, dass da ein Schwab' dahintersteckt. Und ein Dorf im neuseeländischen Niemandsland.

Mit den Flugmeilen der letzten beiden Jahre hätte sich Kai Schubert auch zum Außenminister bewerben können. USA, Japan, Dubai, Hamburg – überall war der Mann gefragt, seit die Zeitschrift Decanter seinen Pinot Noir zum besten der Welt kürte. "Das passt schon mit dem Reisen", lacht Kai Schubert, der sich die Opulenz seiner Weine zum körperlichen Vorbild genommen hat. "Es gibt wahrlich Schlimmeres für einen Winzer, als begehrt zu sein. Und die Weinberge sind ja bestens versorgt."

Seine Partnerin Marion Deimling, die ihm in punkto Weingenialität in nichts nachsteht, führt derweil in Martinborough die Regie. Marion Deimling steht für das Brillante, Tiefgründige und Präzise in den Weinen, während Kai Schubert mit seinem schwäbischen Charme die intuitive und großherzige Seite verkörpert. Beide zusammen erzeugen am Gaumen Euphorie.

Vor fünfzehn Jahren gründeten der Mann aus Waiblingen und die Frau vom Bodensee auf der Nordinsel von ihr Weingut quasi im Niemandsland. Zufall war dabei nicht im Spiel. Der Entscheidung ging eine jahrelange Recherche nach dem optimalen Terroir für voraus. Dieser Diva unter den Reben ist das Paar seit ihrem Weinbaustudium hoffnungslos verfallen. Da in Europa geeignete Weinberge unbezahlbar sind, machten sie sich weltweit auf Suche. "Neuseeland ist die einzige Region in der Neuen Welt, die das 'Cool Climate' für große Pinot Noir bietet", ist Kai Schubert überzeugt. "Und dann fanden wir mit Martinborough ein Weindorf, in dem quasi jeder Winzer einen guten Pinot macht. Da war uns klar: Hier muss etwas sein!" Zielstrebig bestockten sie neue Weinberge, wobei sich der Block B und der gleichnamige Einzellagenwein schnell als Flaggschiff des Guts erwiesen.

Das Großartige am Block B ist: Diesen Pinot Noir müssen Sie sich nicht schönreden. Die Freigiebigkeit, mit der er seine Aromen austeilt, lässt selbst einen Laien merken, dass er etwas ganz Besonders und Oberleckeres im Glas hat. Das noch Großartigere: Sie müssen zwar nicht – aber Sie dürfen diesen Wein sehr wohl schönreden! Bei soviel Finesse, Struktur und Komplexität geraten auch Pinot-Experten unverzüglich ins Schwärmen. Das Allergroßartigste: Schubert Weine vereinen die Welt in Schönheit. Weniger Pathos geht einfach nicht.

Gotthard Scholz

(WEIN NEWS März / April 2013)