Fünf neue Hämmer aus der Maremma!

Azienda Agricola Poggio Nibbiale und Weingut Valdonica

Erst von Sümpfen verseucht, dann unerschwinglich – endlich hat die Maremma Maß und Mitte gefunden. Wenn noch gen Mitte des 20. Jahrhunderts jemand den Toskanern als solchen prophezeit hätte, dass dermaleinst die glamourösesten Weine der Region ausge-rechnet aus der Maremma stammen würden, hätten diese den Propheten unisono für verrückt erklärt. Galt doch die südliche als üble Sumpflandschaft und Hort von Malaria, Siechtum und Tod. Noch Dante lässt in seiner Divina Commedia die verlassene Gräfin Pia von Tolomei aus Siena ihr Klagelied erheben: "... es schuf mich Siena, es zerbrach mich die Maremma". Zu Habsburgerzeiten war es dann Ferdinand III., der ernsthafte Ansätze unternahm, den Sumpf trockenlegen zu lassen, was aber – dumm gelaufen – daran scheiterte, dass er 1824 von der Malaria dahingerafft wurde. Erst in den 1930er-Jahren erfolgte die mähliche Wandlung in eine blühende Agrarlandschaft und 1944 pflanzte Marchese Incisa della Rocchetta ein paar Kilometer nördlich der Maremma unweit der Gemarkung Bolgheri die ersten Reben für einen Wein, der ab den 1980er Jahren unter dem Namen Sassicaia zu gewissem Ansehen gelangte. Aber die damalige Goldgräber-stimmung verhinderte lange ein vernünftiges Preis-Genuss-Verhältnis. Nun sind es gleich zwei Weingüter aus der Maremma, die fürderhin mit begeisternden Weinen unser Angebot für Sie bereichern werden – spannenderweise beide relativ jung und in einem Fall von einem bayrischen Zahnarzt, im anderen Fall von einem österreichischen Arzt gegründet.

Poggio Nibbiale di Buchheim:
Das ist das Haus vom Nikolaus. Über 15 Jahre hatten wir für Sie nach dem perfekten Morellino gefahndet – und da funkelte er nun unversehens und unschuldig rubinrot im Glase. Das ist deswegen so erfreulich, weil den feinsten Morellinos ein ganz besonderer Reiz innewohnt: Hier im Klima der südlichen Toskana fallen die Weine aus der Sangio-vesetraube samtiger und reifer aus als im Chiantigebiet. Das hatte auch den bayrischen Zahnarzt Dr. Nikolaus Buchheim und seine Frau Elke gereizt, die viele Jahre nach einem Sitz in der Region suchten. Fündig wurden sie 1998 zwischen Scansano und Magliano, wo ihr zauberhaft gelegenes Anwesen mittlerweile 11 Hektar Weinberge umfasst. Verantwortlich für den Ausbau der Weine ist Dr. Massimo Albanese, der die streng biologisch mit sehr geringen Erträgen angebauten Trauben im Keller behutsam zur Vollendung bringt. Gelesen wird per Hand, der Ausbau der Weine erfolgt in einem mystischen, mittelalterlichen Gewölbekeller, der sich unter der historischen Kirche San Giovanni Battista in Scansano befindet. Ein angemessener Reifeort für , die in ihrer Brillanz und Ausgewogenheit ihresgleichen suchen.

Valdonica: Eine neue Lage ist wie ein neues Leben.
"Valdonica ist mir passiert – es war nicht Teil meiner Lebensplanung", sagt Dr. Martin Kerres – ursprünglich Arzt in Österreich. "Als ich in der Toskana nach einem Sommer-häuschen suchte, fand Valdonica mich – ein abgewirtschaftetes Gut mit 80 Hektar Land". Voller Tatkraft ließ er zehn Hektar neu mit Rebenbepflanzen, baute die Stallungen in Cantina und Gästebereich um. Damit war zwar sein Vermögen futsch – aber der Herr Doktor wieder ein glücklicher Mensch. Beim Wein folgt er der sportlichen Vision, den besten Vermentino und der Maremma zu produzieren. Die Weinberge liegen 450 Meter über dem Meeresspiegel und sind die höchstgelegenen der Region. Die wertvollsten Trauben reifen im Terroir des früheren Vulkans Sassoforte. Die neun unter-schiedlichen, optimal an den jeweiligen Standort angepassten Sangiovese- Klone werden auf Böden biologisch und organisch angebaut. Alle Trauben werden von Hand gelesen, nach dem Pressen ausschließlich spontan vergoren und in kleinen Bottichen nach Lagen getrennt fermentiert, bevor der finale Ausbau in Barriques erfolgt. Das Ergebnis sind einzigartige und unverwechselbare Wein-Persönlichkeiten.

Gerd Rindchen
(WEIN NEWS September 2014)