
Neues aus der Wundertüte
Eine kleine Italienreise offenbart von Nord nach Süd
die Magie des feinen Unterschieds.
Die große Weinwundertüte Italien hält unendlich viele Rebsorten parat. Und so die Weinschaffenden respektvoll arbeiten, dann zeigen die Weine auch ebenso viele Geschmacksnuancen. Einige von ihnen begleiten mich bereits eine gefühlte Ewigkeit, gerade weil sie immer wieder aufs Neue überraschen: Barbera, Rosso Piceno und Nero d’Avola. Es ist wohl kein Zufall, dass es mehr und mehr biologische Weine sind, die mich in Bann ziehen. Im Bioweinbau wird den aromatischen Eigenheiten der Trauben mit mehr Ehrfurcht begegnet.
Den meisten Menschen fällt beim norditalienischen Piemont als erstes Kirsche ein. Und keiner anderen Rebsorte wurde die knackige Knubberkirsche so ins Geschmacksbild eingeschrieben wie der Barbera. Die Rebsorte ist tanninarm, kompensiert dies allerdings durch einen wunderbar herzlichen Antritt und ein nuancenreiches Fruchtspiel. Ein guter Barbera lacht, teilt und isst dazu vorzüglich.
Die Marken sind die Mitte. Es gibt keine italienischere Landschaft: Meer, Hügel und obendrauf Dörfer. Und es gibt keine italienischeren Weine: heißes Herz und kühle Frucht. Der Rosso Piceno gewinnt jeden Preis-Genuss-Wettbewerb. Vorausgesetzt, für Sie gehören Reibung und Charakter zum Genuss dazu.
Nein, Sizilien ist nicht verkochte Pflaumenfrucht. Doch wird für diesen verbreiteten Kundenwunsch der Nero d’Avola oft strapaziert. Wenn man seinen Eigensinn fördert, dann begeistert er mit feinsten roten Beeren und zarten blauen Blüten. Enden wir wie im Märchen: Sie haben drei Wünsche frei!
- Gotthard Scholz