Verschiedene Weinsorten in edlen Gläsern präsentiert

Der Traum und das Jetzt

Das apulische Weingut Giustini verwirklicht seine Vision von ausdrucksstarkem Primitivo und Negroamaro

Schwer vorstellbar, aber es gab ein Leben vor . Damals existierte Facebook zwar schon, doch die Träume waren ganz andere. Mitte der Nullerjahre füllte Giuseppe Papadopoli, stolzer apulischer Weinbauer, den ersten eigenen Wein auf der Tenuta Giustini. So eine erste Flasche ist eine hochemotionale Angelegenheit, also wurde mit "Vecchio Sogno" – alter Traum – ein programmatischer Name gewählt. Selbstverständlich kam für diesen Erstling nur die damals namhafteste Rebsorte der Halbinsel Salento in Frage: . Die antike Traube ergibt tiefdunkle Rotweine mit intensiven Noten von Feigen, Kräutern und oralen Aromen bei angenehm zurückhaltenden Tanninen.

Im Jahr 1999 wies die US-Önologin Carole Meredith nach, dass der kalifornische identisch ist mit dem apulischen Primitivo. Dessen Dreieinigkeit aus Beere, Schokolade und Samt brachte in der Folge die Traumstruktur im Salento gehörig durcheinander. So bekam der Negroamaro mit dem Primitivo "Vecchio Sogno" einen Bruder. Für beide gilt, dass sie ausschließlich im Stahltank bei außergewöhnlich niedrigen Temperaturen ausgebaut werden, um die Frucht unverfälscht zu erhalten. Das Ergebnis ist das, was die Italiener Purezza nennen: Weine mit klarer, sortentypischer Aromatik.

Als mit dem jungen Salvatore Papadopoli ein neuer Akteur auf der Bildfäche erschien, war es mit den alten Träumen vorbei. Er hat den Anspruch und die Fähigkeit, mit seinem im Barrique gereiften "AD HOC" jetzt und sofort in die Liga der Spitzengewächse vorzustoßen. Siebzig Prozent der Weinberge der Tenuta Giustini liegen in Manduria, der nobelsten Herkunftsbezeichnung für Primitivo. Mit diesem Potential geht Salvatore Papadopoli sehr sorgsam um: "Wenn Primitivo di Manduria DOC auf der Flasche steht, dann sollen Kunden sicher sein, ein wirkliches Flaggschiff im Glas zu haben!". Wenn Sie also ad hoc ein wenig vom Süden träumen wollen, dann gibt es keinen besseren Wein dazu.

— Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Februar 2022)