Weinvulkane aus Griechenland - Monograph

Vergessen Sie alles, was sie aus Schlagern von Griechischem Wein zu wissen glauben. Die Gewächse des Weinguts Gaia Wines aus autochthonen Reben sind schlicht atemberaubend.

Traumhafter geht nicht: Der Blick auf die Caldera, den meergefluteten Vulkankrater der griechischen Insel Santorin. Schwarze Klippen stürzen jäh ab ins tiefblaue Meer, an das Halbrund des Kraterrandes klammern sich weiße Dörfer – eine ebenso faszinierende wie wilde Mischung aus Kargheit, Explosivität und Melancholie.

Und genau diese Mischung findet sich auch im weißen Monograph von Santorins Spitzenweingut Gaia. "Einspruch!" mag da so mancher denken. Abgelehnt. Es fällt zwar schwer, die Begriffe Griechischer Wein und karg zusammen zu bringen, schon gar nicht explosiv und melancholisch. Aber es ist so. Der Weiße aus der Rebsorte Assyrtiko hat eine vulkanische, fast salzige Mineralität, er ist drahtig schlank, kräuterwürzig und mit einer kompakten Säureader ausgestattet, die ihn weit über den Gaumen hinausträgt. Kaum zu glauben, dass Assyrtiko bis vor wenigen Jahren nur schwere, oxydative Süßweine erbrachte. Erst Pioniere wie Yiannis Paraskevopoulos und Leon Karatsalos, die 1994 Gaia Wines gründeten, schöpfen das Potential der autochthonen Rebe voll aus.

Einen ähnlichen Coup landeten Yannis und Leon mit der roten Rebsorte Agiorgitiko auf dem Peloponnes, wo die beiden ein weiteres kleines Weingut aus dem Nichts aufbauten. Ihre klare Philosophie dabei: Erst den Weinberg suchen, dann den Keller bauen. Ihre Traumlage fanden sie in den kalkhaltigen Böden der Nemea-Region auf 550 Meter Höhe. Auch der rote Monograph ist ein Terroirwein, der mit seiner Individualität und Komplexität die Seele berührt und begeistert. Schön, dass uns Yannis und Leon in diesen Zeiten die Möglichkeit geben, Griechenland einmal von ganzem Herzen danke zu sagen.

Gotthard Scholz

(WeinNews März 2012)