GERDS WELT - Madeira I

Mein bislang beeindruckendstes Geschmackserlebnis? Hatte ich eindeutig 1989, als ich nach einer ausgedehnten Probe mit australischen(!) Rieslingen bei unserem Freund Bernd Lehmitz (Lehmitz Weinstuben) in der Hamburger Faberstraße einkehrte. Recht beschwingt nach der Weinprobe fragte ich Bernd ob er "noch etwas Besonderes zum Abschluss" habe. Darauf bekam ich einen 1826er Madeira serviert, der damals dort glasweise für 6 Mark (5 cl.) ausgeschenkt wurde. Etwas ähnlich intensives, melancholisches, zutiefst lebensweisendes, und unendlich lang nachhallendes ist nie mehr über meinen Gaumen gefegt. Um 2003 herum fragte ich Bernd, ob der noch etwas von dem Wunderstöffchen hätte. Der war längst ausgetrunken – aber im Ausschank befand sich der fast genauso gute 1848er (Glas 7 €...), von dem ich dann die letzten fünf Flaschen für daheim erwarb. Ehrensache, dass ich kurz darauf mit meiner Regierung nach Madeira flog, wir uns dort durch alle Bodegas testeten (es sind aber nur sieben relevante), feststellten, dass die betagten Schwestern Borges die mit Abstand authentischsten und spannendsten Madeiras der Insel produzieren und wir diese seitdem für Sie mit großer Begeisterung und in kleinen Mengen importieren. Seitdem genießen wir nicht nur ab und an ein Gläschen feinsten Madeiras, sondern ich koche auch gern, oft und regelmäßig damit. Wie und was, sowie unter anderem das Rezept für meine "Garnelenpfanne iberische Art mit Madeira" verrate ich Ihnen in Gerds Welt im Mai 2016 – womit diese kleine Kolumne aus Platzgründen erstmals zur Fortsetzungsserie mutiert – nicht etwa zum Fortsetzungsroman, denn alles, was hier steht, ist die lauterste Wahrheit.

Es grüßt Sie herzlich
Gerd Rindchen
(WEIN NEWS April 2016)

MADEIRA PROBIERBOX
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