Aromatische Ordnung

Saint Hilaire d'Ozilhan

Es gibt viele Gründe, warum bestimmte Weinappellationen so erfolgreich sind. Der vielleicht wichtigste liegt in einem einzigartigen, wiedererkennbaren Geschmacksbild. Dafür muss die Grundordnung stehen. Wenn jeder Winzer pflanzt und macht, was er will, nützt das weder dem Kunden noch der Qualität. Ziehen aber alle Winzer einer Appellation an einem Strang und einigen sich auf typische Rebsorten, Weinlagen und Ausbaumethoden, dann entsteht in der Konsequenz dieser bestimmte Weintypus, den ein Weinkunde erwarten darf. Denn das ist das Wesen einer Appellation: Nach außen gemeinsam unterscheidbar zu sein von den anderen und nach innen um den besten Wein zu konkurrieren.

An der ist die Grundordnung vorbildlich. Und die Erfahrung zeigt: je enger der gemeinsame Rahmen, desto kreativer und vorwärtstreibender ist der Wettstreit um die bestmögliche Qualität.

Eine der agilsten Streiterinnen ist dabei die Cave de Saint-Hilaired’ Ozilhan im südwestlichen Zipfel der Region. Ein Côtes du Rhône mit der Ursprungsgarantie AOP wie der "Chartreuse" ist nahezu immer eine Cuvée aus den Rebsorten und . Erstere steht für die saftige, rotbeerige Frucht, die zweite für die seidige Struktur und Pfefferwürze. Andere lokale Sorten können dieses aromatische Gerüst ergänzen.

Über den Basis-AOPs stehen die Villages, also: Dörferweine. Nur auf rund 15% der Gesamtfläche werden nach strengen Richtlinien Villages wie der "Esprit Garrigue" erzeugt. Schließlich gibt es an der Rhône Weinlagen, die eine Ausnahmestellung reklamieren. Dazu zählt der legendäre Weinort Laudun, dessen terrassierte Weinberge sich - eine echte Rarität - direkt oberhalb der Rhône befinden. Die Top-Weine von dort dürfen als sogenannte "Communal" mit dem Ortsnamen Laudun auf dem Etikett vermarktet werden. Lediglich 21 Dörfern wurde dieses Privileg erteilt. Bei allen Vorzügen des Systems: Es produziert leider auch Wortungetüme wie Laudun Côtes du Rhône Villages "L’Argentière". Aber Sie wollen diese grandiosen Weine ja nicht aussprechen – sondern genießen!

Gotthard Scholz
WEIN-NEWS September 2020