Sanft im Süden

Warmherzig: Südfranzösische Rotweine aus dem Minervois
und den Côtes Catalanes

Die Rhône kennt jeder. Das Tal der Aude jedoch, die weiter südwestlich bei Narbonne ins Mittelmeer mündet, ist hierzulande unbekannt. Da geht es uns nicht anders als vielen Franzosen. Nun scheren sich Reben nicht um touristische Attraktionen, ihnen geht es um die vielversprechenden Böden und das Klima. Beste Weinberge in abgelegenen Regionen – da klingelt es bei erfahrenen Rindchen-Kunden: hier geht es um Entdeckungen ohne Kurtaxe.

Am Nordufer der Aude in den Ausläufern des Massif Central liegt das Minervois, eine der sonnenverwöhntesten Gegenden Frankreichs. Deren kräuterwürzige Wärme strahlt aus dem »Chevalier de la Gardie«, einer klassischen südfranzösischen Cuvée aus Grenache, Syrah und Carignan. Der Wein trägt geschmacklich völlig zurecht einen Adelsnamen, stammt allerdings aus dem genossenschaftlichen Cellier Jean d’Alibert. Ebenfalls im Minervois beheimatet ist das Château St. Jacques d‘Albas. Dessen als klein titulierter »Petit St. Jacques« spielt ganz groß auf und wird von der Kritik hoch gelobt. Das biologisch arbeitende Weingut braucht den Vergleich mit berühmten Erzeugern nicht zu scheuen. Nur bei der Preisentwicklung hinkt das neugegründete Château erfreulicherweise hinterher. 

Südlich der Aude findet sich das weitläufige Pyrenäenvorland, zu dem die Côtes Catalanes gehören. Auch hier trumpft ein "Kleiner" auf: die Reserve "Petit Marcassin". Als hundertprozentiger Carignan von fünfzigjährigen Stöcken ist der Wein eine Rarität. Wie sich so viel Tiefe so elegant über den Gaumen bewegen kann, das bleibt das Geheimnis der fantastischen Winzerin Claude Vialade.

— Gotthard Scholz

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