Schnauze, Teufelchen!

Domaine la Colombette

Mit ihren Plume-Weinen (franz. "Feder") ist François und Vincent Pugibet ein kleines Weinwunder gelungen.

Das war ja irgendwie klar: Der große Trend zum Light-Produkt konnte nicht spurlos am Wein vorbeigehen: "Endlich die Leichtigkeit des Weins genießen – nicht beschwerliche 14% vol. oder noch mehr", sagt das Engelchen auf der einen Schulter. Doch das Teufelchen auf der anderen Seite nölt zurück: "Und wie bitte soll die dünne Brühe schmecken – das macht doch gar keinen Spaß mehr!" Das Dilemma liegt auf der Hand: Alkohol ist ein Geschmacksträger. Der Winzer will ja vollreife, geschmacksintensive Trauben mit hohem Zuckergehalt ernten und die Gärung verwandelt Zucker in – manchmal zu viel – Alkohol.

Glücklicherweise gibt es in der Menschheitsgeschichte Leute, die so ein Problem nicht etwa abschreckt, sondern geradezu reizt (sonst säßen wir ja auch immer noch auf den Bäumen). François und Vincent Pugibet, Vater und Sohn, heißen die beiden Herausforderer. Zwischen Montpellier und Narbonne, keine 20 km vom Mittelmeer entfernt, wachsen auf der Domaine de la Colombette ihre Reben in der wunderbaren südfranzösischen Sonne. Und in zwei Schritten lösten sie das Dilemma: Eine hohe Stockdichte sorgt dafür, dass jeder Rebstock nur ein Kilo Trauben versorgt – das ist Reife und Intensität pur. Den fertigen Weinen entziehen sie in einem selbst entwickelten, weltweit einmaligen Verfahren einen Teil des Alkohols.

Das Ergebnis: Voll im Geschmack, aber mit nur 9% vol. leicht wie eine Feder. Und das Engelchen hat das letzte Wort: Schnauze, Teufelchen!

Wendelin Niedlich

(WEIN NEWS April 2015)