Das Genussportal aus dem Roussillon

La Porte heißt die Tür. Die sollten Sie für Raymond Laporte ganz weit aufmachen. Denn der bringt südfranzösische Weine ins Haus, wie sie mediterraner nicht sein könnten.

 

Um gleich zu Beginn einmal ein Vorurteil aus vollem Herzen zu bekräftigen: Ja, französische schmecken nicht nach Beerensaft mit Schokopudding! Und um einem anderen entschieden zu widersprechen: Nein, französische Weine sind nicht überteuert. Sollte irgendjemand ernsthafte Zweifel an diesen Aussagen haben, möge er sich ins begeben. Dort im Süden, nahe der spanischen Grenze, geht die Dichte an Luxus-Châteaux gegen Null. Was es dafür im Überfl uss gibt, sind alte Weinberge, beste Böden und hart arbeitende Menschen. Lange Zeit gelang es den andernorts ansässigen Schlossbesitzern, die Weine des Roussillon als "Pipi de Vagabond" schlecht zu machen. Diese Arroganz ist ihnen mittlerweile auf die Füße gefallen, denn Weine wie der Sumeria von Raymond Laporte lassen sich durch kein Geschwätz der Welt aufhalten. So opulent kommt dieser Rotwein daher, so durchdrungen von der Würze des Südens, so komplex und lebendig, dass er die Gaumen dieser Welt im Handstreich erobert.

Raymond Laporte ist ein Urgestein des Roussillons und das heißt in dieser Gegend: schweigsam, drahtig, kräftige Hände. Er macht halt lieber. Und das mit aller Konsequenz. "Als ich anfi ng, hatte ich die Wahl", sagt er. "Gegen Brüssel kämpfen oder guten Wein erzeugen." Raymond und seine Frau Patricia ließen die Debatten um Weinquoten, Höchsterträge und EU-Zuschüsse hinter sich und konzentrierten sich voll auf ihre Weinberge. Als eines der ersten Güter im Roussillon schnitten sie die Trauben freiwillig zurück und setzten – zunächst belächelt von den Nachbarn – auf Qualität. Was dann kam, ist Geschichte. Die Piraten aus dem Roussillon kaperten einen Weinsalon nach dem anderen und sackten die Goldmedaillen ein. Der im Barrique gereifte Sumeria der Domaine Laporte war dabei eines der Flaggschiffe.

Die Weinberge der Domaine Laporte liegen einen Steinwurf vom Mittelmeer entfernt auf den Hochterrassen von Villafranchien, nahe Perpignan. Die Böden sind extrem karg – Gneis, Quarz, Schiefer, Stein – das Klima heiß und die einzige Kühlung bringt der salzigfeuchte Wind vom Meer. "Wenige Rebsorten kommen mit unserem Terroir zurecht", weiß Raymond Laporte. "Die Grenache Noir kann es, die und natürlich die ." Die beiden Letzteren stehen für Weine von großer Struktur und dieser ausgeprägten Kräuterwürze, die so typisch ist für das Roussillon. Keine Frage also, dass Raymond Laporte beim Sumeria auf diese beiden Edelreben setzt. Doch er kann auch leichtfüßiger und frühlingshafter. In den Cuvées für seinen Ortswein Ruscino und den Movida Rosé gibt die mollige, fruchtstarke neben der pfeffrigen Syrah den Ton an. Die Kaltvergärung in blitzblanken Stahltanks tut das Übrige, um die ganze Fülle der Primäraromen eins zu eins in die Flasche zu bringen.

"Es gibt Jahre, die verlangen dir alles ab", sagt Raymond, als wir die Weine probieren. "Andere beschenken dich überreich wie 2011 und 2012." Der 2011er Ruscino platzt nachgerade vor Charme, bei den zwei Movida- Jahrgängen haben Sie die Wahl zwischen mineralisch knackiger und hinreißend üppiger Beerenfrucht. Und mit dem 2011er Sumeria kehrt eine Legende in unser Sortiment zurück – vitaler und strahlender als Sie ihn je erlebt haben.

Gotthard Scholz

(WEIN NEWS März 2013)