Crémantmärchen aus Burgund

Paul Delane

Großes wächst, wenn Menschen zusammenstehen. Ein Weihnachtsmärchen.

Hinter den sieben Vogesen lebte einst ein kleines Volk. Morgens zog es ins Bergwerk und hackte fröhlich Kalk, mittags hegte es seine Weinberge und abends saß es friedlich beisammen. Doch eine böse Hexe und ein alemannischer Magier neideten ihm das Glück. So sprach die Hexe: "Von Eurem Kalk, da nehme ich nichts – ich kauf es um einen Heller billiger bei den Zwergen." Und der Magier tat kund, dass keine fränkische Traube fürderhin in seinem alemannischen Zaubertrank Platz finden werde. Das Volk aber ängstigte sich und weinte bitterlich.

Da standen auf vier Männer und der erste sprach also: "Lasset uns unseren eigenen Schaumwein erzeugen und ihn lagern tief unten im Kalkbergwerk, denn das ist das Geheimnis unserer berühmten Brüder." Der zweite sagte: "Ich gebe hinzu meine Löffelchen." Der Dritte: "Ich meine Tellerchen." Und es hob an der Vierte: "Wohlan – hier ist mein Haus und alles Gold, was darin zu finden." So begannen sie ihr Werk und viele schlossen sich an. Und ob seiner Cremigkeit tauften sie den Wein Crémant de Bourgogne.

Es begab sich aber, dass ein müder Weinhändler anklopfte an ihren Türen und bat um ein Nachtlager. Sie gaben ihm einen Platz am warmen Ofen, speisten ihn und schenkten ihm ein von ihrem Weine. Als er davon kostete, rief er aus: "Welch’ königlicher Trunk. Viel frischer als mein Töchterlein Diamant und schöner gar als der des Grafen von Bessernich!". Da erzählte ihm das Volk was geschehen war von Anfang an. Der Weinhändler fragte: "Sagt, wie ist der Name des Mannes, der Euch aufrichtete in eurer Not?" Und sie antworteten wahrheitsgemäß "Paul Delane, Herr!" Der Weinhändler aber fiel vor diesem auf die Knie und sprach: "Gepriesen sei dein Name und soll zieren fürderhin die Etiketten für alle Zeit!" Und so freuten sich die Gaumen der Menschen mit ihm und sie tun es bis heute.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Dezember 2015)