Christian und die wilde 13

Weingut Peth Wetz

Man muss die Wetterkapriolen annehmen wie sie kommen. Für Winzer Christian Peth war das Weinjahr 2013 die Chance zur Meisterprüfung.

Chancen ergreifen. Kein Mitarbeiter wird den Rindchen-Betriebsausflug (intern: "Klassenfahrt") im Jahr 2007 vergessen, als Winzer Christian Peth den Reisebus bestieg und in 30 Minuten dem fahrenden Weinvolk seine Philosophie erläuterte und seine Tropfen einschenkte. "Wenn Ihr keine Zeit habt, zu mir aufs Weingut zu kommen, dann komme ich eben zu Euch in den Bus!" Einsatz, Vortrag und Weine – alles stimmte. Seitdem ist das Weingut Peth-Wetz aus dem Rindchen-Sortiment nicht mehr wegzudenken.

Chancen ergreifen muss ein guter Winzer auch in Weinjahren, die nicht auf Rosen gebettet sind. 2013 war so eines. Der kalte August war das erste Signal. "Das bedeutet zunächst nur eine längere Reifeperiode, an sich nichts Schlimmes...", erläutert der Winzer. "Jedenfalls, wenn das Jahr schön warm und trocken weitergeht." Im September begann Christian Peth mit einer Art Vorlese: Alles, was auch nur in die Nähe des Verdachts geriet, nicht eine gesunde Reife zu erlangen, wurde vorgeerntet. Im Oktober kam die Wärme, aber leider auch der Regen – für Weintrauben fast tödliche Gefahr: "Da kann man fast zugucken, wie die Trauben am Stock verfaulen." Christian Peth reagierte sofort und holte rein, was reinzuholen möglich war. Und brachte, dank seiner Vorarbeiten und allerstrengster Selektion, wieder einen tollen Jahrgang in die Flasche.

Die Chance erstmals ergriffen hat Christian Peth vor gut 10 Jahren. Unglaublich, aber wahr: Bis zu diesem Zeitpunkt landete nahezu die komplette Traubenernte des rheinhessischen Weingutes Peth-Wetz aufdem Fassweinmarkt – als Basis für anonyme Supermarktweine. Dann stieg der ehrgeizige Junior ein. Seine Lehre, vor dem Weinbaustudium in Geisenheim, hatte er bei Knipser in Laumersheim und bei Klaus Keller in Flörsheim-Dalsheim absolviert – zwei der unbestrittenen Winzerstars in Deutschland. Auch aus , und den USA brachte Christian Peth wertvolle Erkenntnisse mit ins elterliche Weingut. Von Beginn an hatte der junge Winzer ein Händchen für die Erzeugung großer, bedeutender Weine. Die Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Mit den Bundesehrenpreisen 2005 und 2006 und dem Staatsehrenpreis 2006 zählte Peth-Wetz bereits zu den 22 höchst prämierten Weingütern Deutschlands. Und seit 2012 hat ihn der gestrenge Gault-Millau-Weinführer mit drei Trauben behängt.

Eine Chance wollte der Winzer eigentlich nicht mehr ergreifen: Im Jahr 2012 brachte er seine Scheurebe "Last Edition" auf den Markt, weil er nicht so recht an die Sorte glaubte. Aber dann bekam er von seiner Tante einen Weinberg – bepflanzt mit Scheurebe. Was für ein Glück, dass Christian Peth diesen Wink des Schicksals nicht ignorierte. Wir verdanken ihm einen wunderbar lebendigen und verspielten Wein. Im Namen der ganzen Rindchen-Belegschaft sowie aller glücklichen Kunden sagen wir: Danke, Tante!

Wendelin Niedlich
(WEIN NEWS Mai 2014)