Badenheimer Festspiele: Die begnadeten Weißweine des Georg Fogt

Auch Winzer haben Erweckungserlebnisse. Lange Jahre hielt sich die Begeisterung des Winzersohns Georg Fogt für das väterliche Metier in überschaubaren Grenzen. Daran änderte auch eine Weinbaulehre zunächst wenig. Doch dann traf es ihn mitten ins Herz. In seinem dritten Lehrjahr kam er in die Obhut des legendären Kellermeisters Ulrich Mell. "Bei ihm herrschte eine permanente Aufbruchstimmung", erinnert sich Georg Fogt ganz euphorisch. "Damals habe ich erstmals erlebt, wie man ohne große technische Eingriffe nur mit Engagement, Improvisation und Geschick Top-Weine erzeugen kann. Und ich wusste: Okay. Das ist es." Derart beseelt und mit einer klaren Qualitätsphilosophie kehrte der junge Mann zurück auf das Familiengut. Und hatte Glück: Sein Vater ließ ihn nicht an kurzer Leine verkümmern wie es das Schicksal vieler Nachwuchswinzer ist, sondern er erkannte das herausragende Talent des Sohnes und ließ Georg freie Bahn. Seither denkt dieser an seine Rebstöcke, wenn er früh morgens aufsteht und schläft spät nachts mit Plänen für seine Weine ein.

Heute, zehn Jahre später, mit gerade mal 32 Jahren hat der Rheinhesse bereits eine eindrucksvolle Karriere hinter sich. "Zugegeben, Badenheim war nicht gerade der Nabel der Weinwelt", bemerkt Fogt ironisch. "Genauer gesagt sind wir hier ziemlich auf uns allein gestellt". Was den Mann nicht davon abhält, aus den Badenheimer Lagen Weine heraus zu kitzeln, die mit ihrer atemberaubenden Aromenpracht die Gaumen begeistern. Dank Georg Fogt gilt Badenheim heute als hochaufragende Insel in den anonymen Weiten des Rebenmeers. Was ihn auszeichnet ist das großartige Gefühl für die Frucht, für die innere Balance und den Spannungsbogen seiner Weine. Er hat nicht nur eine präzise sensorische Vorstellungskraft – er schafft es auch, diese in festtagstaugliche umzusetzen, die jedes Fondue adeln, selbst dem dicksten Karpfen Finesse verleihen, sich nicht zu fein sind für Kartoffelsalat und auch vor einer ausgewachsenen Gans nicht zurückschrecken.

Gotthard Scholz

(WeinNews Dezember 2011)