Herr Korrell findet das Paradies

Martin Korrell gelang bereits dreimal das Kunststück, den FEINSCHMECKER Riesling-Cup zu gewinnen. Der Winzer von der Nahe stach dabei jeweils die versammelte deutsche Weingutsprominenz aus. Paradies heißt seine Paradelage und die liegt, wie der Name schon sagt, abseits der Wirklichkeit.

Interview mit Martin Korrell

WEIN NEWS: Herr Korrell, wie haben Sie das Paradies gefunden?

Martin Korrell: Diese Ehre gebührt meinem Vater. Der hat das Paradies in den Achtzigern gegen ein Flachstück getauscht. Damals galten Steillagen als viel zu mühselig. Gerade wenn es sich um einen unbekannten Weinberg handelt, der ein ganzes Stück weg von der Nahe im Bosenberg liegt. 

Was macht das Paradies so besonders?

Es verbindet das Beste von Nahe und Rheinhessen. Das Nahe-Klima gibt den Weinen Schliff. Die an Rheinhessen erinnernden Muschelkalkböden sorgen vor allem beim Riesling für Fülle, Struktur und binden die Säure gut ein. 

Das Line-up der Restaurants, die Ihre Weine führen, ist beeindruckend: Tim Raue, Tim Mälzer, Kevin Fehling, Ali Güngörmüş...

Ja, manchmal reibe ich mir da selbst die Augen. Begonnen hat alles mit Johann Lafer. Der kommt ja von der Nahe und ist mit meiner Schwiegermutter befreundet. Er gab mir als noch unbekanntem Jungwinzer eine Chance auf seiner Weinkarte. So kam ich in Kontakt mit vielen der jungen Köche, die Lafers Stromburg als Sprungbrett nutzten. Unsere Weine nahmen sie dankenswerterweise mit. 

Apropos Jungwinzer. Ihre Karriere begann mit Neunzehn.

Unfreiwillig. Ich kam 1995 von einem Praktikum in Australien zur Ernte zurück, als mein Vater von einer Leiter fiel. Da ging bei ihm über Monate nichts mehr und ich war plötzlich Kellermeister. Blöderweise, so sah ich es jedenfalls damals, holten wir mit diesem Jahrgang die erste Traube im Gault & Millau. Da hat mich mein Vater dann nicht mehr aus dem Keller gelassen (lacht).

Seit 2021 stellen Sie auf biologischen Anbau um. Warum?

Aus Überzeugung und Neugier auf den nächsten Schritt. Nachhaltigkeit ist für meine Frau und mich Herzensthema. Und bei den Weinen erhoffe ich mir noch mehr Spannung und Tiefgründigkeit. Allerdings erwies sich der feuchte Sommer 2021 als ziemlich ungünstig, um mit der Umstellung zu beginnen. Es gab da Momente … nun ja. Erfahrene Biowinzer haben mir gesagt, wer diesen Sommer überstanden hat, braucht nichts mehr fürchten. Von Null auf Hundert sozusagen. Dann kam ein strahlender Herbst und wir konnten bis weit in den November zum perfekten Reifezeitpunkt ernten.


Interview: Gotthard Scholz